Musikerin mit Faible für die goldenen Zwanziger: Die kanadische Jazzsängerin und Pianistin Diana Krall konzertierte im Hamburger CCH.

Hamburg. "Habe ich hier vorne jemand schnarchen gehört?", fragt Diana Krall und lacht. "Fühlt euch wie zu Hause, dies ist mein Wohnzimmer, und ihr seid alle meine Gäste", sagt die kanadische Sängerin und Pianistin in beiläufigem Plauderton. Dass einem Konzertbesucher in den vorderen Reihen des CCH schon zu Anfang ihres Auftritts die Augen zugefallen sind, ist den verhaltenen Songs geschuldet, mit denen Krall und ihre Band den Abend beginnen. "When The Curtain Comes Down" und "Just A Butterfly That's Caught In The Rain" sind hübsch vorgetragene Balladen, aber keine Gassenhauer, die Leben in den Saal bringen würden.

Doch im Laufe des zweistündigen Konzerts nehmen Tempo und Spannung zu, immer wieder unterbrochen von Erzählungen der 47 Jahre alten Jazzmusikerin über die Herkunft der Songs, ihre Kinder und ihren Mann Elvis Costello.

Der ist ein großer Fan des Vaudeville, und auch Diana Krall hat sich auf eine nostalgische Reise zurück in die Goldenen 20er-Jahre und die Revueshows von New York begeben. Rote Samtvorhänge, eine mit Glühlampen besetzte Mondsichel und ein Grammofon, das ihrem Vater gehört, sowie Filme aus der Stummfilmzeit geben der Show ihr altmodisches Dekor. Sie selber trägt eine enge dunkle Hose, einen hochgeschlossenen weißen Pullover und eine rote Weste, das verruchte Outfit vom Cover ihres aktuellen Albums "Glad Rag Doll" hat sie daheim in New York gelassen.

Zu einem Höhepunkt des Abends wird ihre Soloeinlage an einem Honky-Tonk-Klavier aus dem 19. Jahrhundert, auf dem sie Ragtime und Jazznummern im Stile von Fats Waller improvisiert. Der Schnarcher aus der dritten Reihe ist auch wieder wach. Begeistert mit allen anderem im Saal beklatscht er die Songs der bestens gelaunten Entertainerin.