Die Aktion “Hamburg ganz(s) weihnachtlich“ beginnt pünktlich am Martinstag

Martin von Tours hängte sein Herz nicht an Dinge und ist auch deswegen ein Heiliger: Er zerschnitt seinen Prachtmantel und teilte ihn mit einem Bettler, der fror. Dann aber kamen Gänse anmarschiert, sie hatten Hunger, vertaten sich und knabberten an dem halben Bettlermantel - zur Strafe mussten die Gänse in den Ofen.

Viele Legenden wollen erklären, weshalb die Martinsgans so heißt, hier nun die Tatsachen: Immer am 11. November beginnt das Martinsgansessen, die Feinschmecker ersehnen das Fleisch so sehr wie den Spargel im Mai, obwohl die Gans doch den Körper ziemlich belastet. Der Tourismusverband beschirmt zum neunten Mal schon "Hamburg ganz(s) weihnachtlich" und sollte fürs nächste Jahr endlich über ein anderers Wortspiel nachdenken - 69 Restaurants beteiligen sich an der Aktion, sie dauert bis zum 23. Dezember; nach Weihnachten haben die Leute genug von Gänsen, dann darf's wieder Schwein zum Grünkohl sein.

Der 11. November fällt diesmal auf einen Sonntag, warum die Freizeit nicht nutzen, um raus nach Gänsehausen zu fahren? Den Beinamen hat jetzt der Ort Gudendorf, sein Dithmarscher Gänsemarkt wird Erwachsene und Kinder anlocken: mit Gänsebraten und Glühwein, Spiel und Spaß, zudem Daunen fürs Bett; überall duftet und schnattert es.

Manche Hamburger Lokale berücksichtigen und bedienen auch Gäste, die nie Gans essen oder gegen die Ermordung der Tiere sind, aber Fisch akzeptieren. Der Sternekoch Zogbaum in seiner Küchenwerkstatt setzt auf zweierlei Ente (vom Holzkohlegrill und confiert, vier Gänge zu 45 Euro), die Qualität lässt die meisten Gänse vergessen. Die Flugente würde zum Flughafen passen, aber im Concorde dort knuspert die Gänsebrust (vier Gänge zu 29,50 Euro). Der Jägersmann Wollenberg vom Wattkorn hat gleich zwei Menüs zusammengestellt (jeweils drei Gänge zu 29 oder 35 Euro), die Vierländer Ente schlägt die Gänsekeule. Wer seine Bauerngans daheim essen möchte, sollte beim Bayern Röhrich im La Fayette anrufen und trägt das Viech später nach Hause. Gib mal 'n Schluck Ente: Der Koch vom Oberon am Hofweg hat die Einbildungskraft für einen Ententee mit Shiitake (vier Gänge für 38 Euro).

Ein Problem müssen die Köche noch bewältigen, denn sämtliche 69 Desserts sind gänsefrei: Es gibt Christstollenparfait mit Rumpflaumen oder Spekulatius-Halbgefrorenes mit Zimtsauce, Lebkuchen-Crème-Brûlée oder Kluvensieker Apfelcrêpe mit Mandelkruste und Karamelleis - aber die Gäste warten weiterhin auf ein Kunstwerk wie Sinfonie vom Gänse-Tiramisu an Rotweinbirnenragout.

"Hamburg ganz(s) weihnachtlich" 11.11.-23.12.; www.hamburg-kulinarisch.de