Die isländische Choreografin Erna Ómarsdóttir bittet am 9. und 10. November auf Kampnagel zum Tanz der Monster.

In jedem Menschen steckt ein kleines Monster. Erna Ómarsdóttir ist davon überzeugt. "Man muss damit klarkommen und es überrascht einen doch manchmal unangenehm", sagt die isländische Choreografin und lacht. Persönliche Auskünfte verweigert sie und bleibt lieber allgemein. "In manchen Leuten wächst das Monster, wird größer und übernimmt sogar die Persönlichkeit." In ihrer neuen Performance "We Saw Monsters" - ab 9. November auf Kampnagel zu sehen - beschäftigt sich die privat freundlich, offen und ungefährlich wirkende junge Mutter mit der Faszination des Bösen und des Schreckens.

Schon seit längerer Zeit lässt sich Ómarsdóttir durch Horror- und Splatter-Movies inspirieren. Das war in ihrem 2011 auf Kampnagel gastierenden Frauenstück "Teach Us to Outgrow Our Madness" zu spüren, in dem sie weibliche Ängste, Lebensenergie und Wahnvorstellungen beschwor und quasi in einem wilden rituellen "Hexentanz" bannte und austrieb. Die Filme, etwa "Der Exorzist" oder "Halloween", aber auch David Cronenbergs "Die Brut" machten ihr Spaß und flößten zugleich Furcht ein. "Sie haben einen gewissen Charme und eine Schönheit, wirken aber auch abstoßend oder sogar lächerlich mit der vielen Blutspritzerei." Gerade diese Grenzerfahrungen interessieren die konzeptuell arbeitende Choreografin und Tänzerin bei ihrer Arbeit.

"Es ist nicht meine Absicht, mit dem Stück zu schockieren oder zu provozieren", betont sie. "Wir probieren ein möglichst unbefangenes Spiel mit dem Thema. Es hat verschiedene Schichten und ich versuche, eine poetische Sicht des Monströsen in den grausamen Bildern zu entwerfen." In Island lebe man mit Feen, Geistern und Dämonen: "Die Vorstellungen davon sind in den Menschen sehr lebendig."

Der Horrortrip habe durchaus auch märchenhafte Züge, obwohl die Regisseurin Beispiele aus der Wirklichkeit zitiert, wie "The Milwaukee Monster", den amerikanischen Massenmörder Jeffrey Dahmer, oder den "Rotenburger Kannibalen" Armin Meiwes.

"Als ich schwanger war und in mir das Kind wachsen spürte, habe ich mich auch mit dem Gedanken beschäftigt, wie ein unschuldiges Leben zum Monster mutieren kann." In einer Szene zeigt Ómarsdóttir die Verwandlung zweier Mädchen in besessene Wesen, geizt weder mit nackter Haut noch mit künstlichem Blut. Als Performerin setzt sie auch wieder ihre Stimme ein, steht erstmals gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten, dem Musiker Valdimar Jóhannsson, auf der Bühne und sagt: "Wir machen Tanz und Musik, Theater mit Bildern und Text oder eine konzeptuelle Mischung daraus. Aber vor allem das, woran wir Spaß haben."

Ebenfalls als Vorgeschmack auf das Nordwind-Festival im Dezember 2013 zeigt die norwegische Tänzerin Ingri Fiksdal ihr Solo "The Orchard Ballads". Ähnlich wie Ómarsdóttir thematisiert sie mysteriöse Verwandlungen, lässt aber die Monster aus dem Spiel.

"The Orchard Ballads" 9./10.11., 19.30; "We Saw Monsters" 9./10.11., 20.30, Kampnagel (Bus 172/173), Jarrestraße 24, Karten zu 12,-, erm. 8,- ; Karten für Doppelabend 16,-, erm. 12,- unter T. 27 09 49 49; www.kampnagel.de

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