In Tonndorf eröffnete mit der Collage “MysticOper“ ein neues Musiktheater

Hamburg. "Geht's jetzt los?" Mit jedem Klingelzeichen steigern sich Gedrängel und Neugier im kleinen, rot ausgemalten Foyer der Opernfactory. Ein ebenfalls roter Teppich vor dem Hinterhaus auf dem Gewerbegelände weist den Weg zum neuen Musiktheater in Tonndorf. Gegenüber hält ein Women-Fitnessstudio Damen in Form. "Ich habe vier Kilo abgenommen, Sie brauchen nur ein Theater zu eröffnen", scherzt Barbara Kaliner in ihrer Begrüßungsrede. Seit Mai dieses Jahres realisiert die Juristin und Sängerin ihr Privatprojekt mit viel Energie und Eigenarbeit, will das Kulturangebot für den Hamburger Osten beleben. Nun zerschneidet sie stolz mit goldenem Scherchen das goldene Bändchen vor der Saaltüre - und die Besucher entern die hohe, kühle Fabrikhalle.

"MysticOper" steht in goldenen Versalien an der Wand und signalisiert das Motto der Gala: Szenen und Arien aus märchenhaften Opern. Speerbewaffnet stürmen die drei Damen aus Mozarts "Zauberflöte" die Bühne, retten Tamino vor dem Ungeheuer und zanken sich im sopranistischen Zetern um den Prinzen, von Ulrike Lippe fingerflink am Flügel angefeuert. Dann springt Vogelfänger Papageno im papageigrünen Federkranz herein, wünscht sich ein "Mädchen oder Weibchen" und mit Papagena "liebe kleine Kinderlein".

Die Figuren und Arien sind auf Anhieb wiederzuerkennen, die Figuren (Kostüme und Regie: Barbara Kaliner) entsprechen dem (Klischee-)Bild oder den Erwartungen der meisten Zuschauer, was für die stimmlichen Qualitäten einiger Interpreten allerdings weniger zutrifft - zumal Opernkenner die Hits im Ohr haben. Den "mutigsten" Akt des Abends wagt Jeong-Hwan Park, singt Tamino und Sarastro, erreicht weder strahlende Prinzenhöhen noch sonore Tiefen des Sonnenpriesters.

Barbara Kaliner gibt sich viel Mühe, sollte aber den Sängern nicht Dinge zumuten, die eine Nummer zu groß für sie sind. Das Operettenfinale mit "Orpheus in der Unterwelt" funktioniert bestens und sorgt für Stimmung. Fehlen Erotik und Verführung bei "Samson und Delilah", funkt es richtig zwischen Eurydike (Katrin Redepenning) und Jupiter (Mario Treichel). Geht doch, aber Gala ist schon etwas zu hoch gegriffen.

"MysticOper" 24.11. u. 9.12., Opera d'amour 18.11. (Premiere) u. 1.12., jeweils 20.00, Opernfactory, Karten: T. 040/67 99 92 30; www.opernfactory.de