Pianist Jacob Karlzon kommt heute mit seinem Trio nach Hamburg

Laeiszhalle. Wacken würde ihn reizen. "Wenn ich eine Einladung bekäme, würde ich nicht eine Minute zögern, dort mit meinem Trio aufzutreten", sagt Jacob Karlzon. Aber der schwedische Pianist wird naturgemäß eher für Jazz-Klubs gebucht als für das weltgrößte Metal-Festival vor den Toren von Hamburg. Doch Karlzon ist ein großer Metal-Fan. "Da steckt so unglaublich viel Energie drin. Das fasziniert mich." Hörer seines aktuellen Albums "More" können erkennen, wie der 42 Jahre alte Schwede aus Jönköping Metal in seine Musik integriert, denn er covert darauf "Here To Stay", einen Song der US-Band KoRn. Auch auf anderen Nummern wie "Dirty" musizieren Karlzon und seine Mitstreiter Hans Andersson (Bass) und Jonas Holgersson (Schlagzeug) mit der Wucht einer Rockband.

Bereits im Alter von vier Jahren fing Jacob Karlzon an, Klavier zu spielen. Zuerst klimperte er nur auf dem Instrument, das von seiner älteren Schwester verschmäht wurde. Später bekam er Unterricht, studierte auf dem Konservatorium in Malmö, allerdings schon mit dem Jazz-Virus infiziert. "Ich habe als Student sehr viel über Sounds gelernt", erzählt er. Aber er habe gerade als Teenager auch extrem viel geübt. "Gehasst habe ich das Klavier auch, aber vor allem, weil ich ungeduldig war und komplizierte Dinge nicht so schnell vorangingen, wie ich es gewollt habe." Inzwischen gilt Karlzon als einer der virtuosesten europäischen Klavierspieler und als Pianist, der die Lücke füllen könnte, die der überraschende Tod von Esbjörn Svensson im Sommer 2008 hinterlassen hat.

"Ich war damals auf Capri, als mich Viktoria Tolstoy anrief und mir erzählte, dass Esbjörn ertrunken sei. Sein Tod kommt mir immer noch surreal vor, aber er ist immer noch da, weil die Verbindung zu seiner Musik nicht nur für mich sehr stark ist", erinnert Karlzon sich. Auf "More", seinem sechsten Soloalbum, gibt es einen Song, in dem der Schwede eine andere Tragödie behandelt, die er vor einiger Zeit auf den Malediven erlebt hat. Während eines Urlaubs lernten seine Freundin und er ein junges Paar aus London kennen, das auf der Insel im Pazifik seinen ersten Hochzeitstag feierte. Ein paar Tage später ertrank die Frau. Svensson hat diese Erfahrung in der Komposition "Nilha" musikalisch verarbeitet. "Das Paradies in der Südsee verwandelte sich für den Ehemann in einem Augenblick in das Gegenteil."

Wenn Jacob Karlzon komponiert, hat er oft Bilder im Kopf. Wie beim Eröffnungstrack "Running" mit seinem vorwärtstreibenden Beat. Oder auch bei "Rhododendron Rites", eine Erinnerung an Karlzons vor zehn Jahren gestorbenen Vater: "Mir fiel wieder ein, dass ich oft mit meinem Vater vertrocknete Rhododendronblüten entfernte, damit neue nachwachsen konnten. Hinter dieser Gartenarbeit steckt für mich auch ein philosophischer Gedanke." Manchmal wünscht Karlzon sich, seine Gedanken in Lyrik aufschreiben zu können, weil er sich so unmittelbarer mitteilen könnte. "Aber es ist natürlich auch großartig, diese Bilder in abstrakter Musik zu notieren. Es ist so ähnlich wie die Verfilmung eines Buches. Zu meiner Musik kann sich jeder Zuhörer seinen ganz persönlichen Assoziationen hingeben." Etwa heute Abend in der kleinen Laeiszhalle.

Jacob Karlzon Trio heute 20.00, Kleine Laeiszhalle (U Messehallen), Johannes-Brahms-Platz, Karten ab 11,-; Internet: www.jacobkarlzon.com