Die Uraufführung von “Uns geht's ja noch gold“ nach dem Roman von Walter Kempowski hat Längen, punktet aber mit starken Aktschlüssen.

Hamburg. "Noch sind wir ja durchgekommen." Margarethe Kempowskis einziges Trachten in Axel Schneiders Bilderbogen aus den Nachkriegsjahren im zerbombten Rostock ist es, den Hausstand und die Familie während der russischen Besetzung durchzubringen. Nach "Tadellöser & Wolff" inszenierte der Intendant des Altonaer Theaters in Ulrike Engelbrechts gediegen möbliertem Bühnenraum vor Ruinenpanorama seine texttreue, auf sechs Darsteller komprimierte Fassung des Kempowski-Romans "Uns geht's ja noch gold": Eine trotz etlicher Längen anregende und gelungene Uraufführung. Karsten Kramer trägt die informative, Lebensgefahr und -umstände nach 1945 eher episch distanziert vermittelnde Aufführung in der Rolle des Erzählers. Er spielt auch ohne infantile Jungsmätzchen, dennoch glaubwürdig den "alten Übelmann" und damals 16 Jahre alten Autor Walter Kempowski. Als Prototyp einer pragmatischen Überlebenskünstlerin zeichnet Hannelore Droege ihre manchmal arg betuliche Mutterglucke Margarethe. Sie verdrängt das Politische und die Realität. Markus Mössmers energischer Sohn Robert fügt sich mit trockenem Humor trefflich ins Familientrio.

Zelebriert Grete zum dritten Mal das Abendbrot mit klapperndem Geschirr, regt sich beim Zuschauer allerdings Appetit auf Szenenwechsel. Er hat das Symbol des Suppenrituals in der Hungerzeit hinlänglich kapiert. Regisseur Schneiders Herz hängt offenbar an Details, die den Erzählfluss hemmen, doch entschädigt er mit einigen guten oder witzigen Ideen. Etwa den starken und überraschenden Aktschlüssen.

Münzel skizziert auch mit kräftigen Strichen Walters Zigarre paffenden Freund Subjella oder den gezierten Dandy Legeune, rutscht jedoch in anderen Auftritten oft in die Karikatur. Nuanciertere Farbtupfer im kempowskischen Panoptikum skurriler Typen setzen Ute Geske und vor allem Detlef Heydorn als Schöngeist Cornelli.

Axel Schneider stellt sich mit dem dreistündigen Abend klar in den Dienst des Autors, ruft mit dem Familienschicksal der Kempowskis ein Stück deutsche Geschichte in Erinnerung, führt es berührend, humorvoll und unterhaltsam vor Augen.

"Uns geht's ja noch gold" bis 8.12., Altonaer Theater; Karten unter T. 39 90 58 70; altonaer-theater.de