In der “Kleiderei“ auf St. Pauli hängen auch Prototypen von Hamburger Jungdesignern

Irgendwann waren Pola Fendel und Thekla Wilkening genervt von dem ewigen Last-Minute-Shoppen, sobald das nächste Party-Wochenende vor der Tür stand. "Dabei haben wir schon immer Klamotten getauscht und trotzdem haben wir oft panikartig etwas Neues gekauft, das uns dann schon am Abend nicht mehr gefallen hat", erzählt die 23-jährige Pola. Und da die Studentinnen wussten, dass es nicht nur ihnen so geht, wollten sie das Tauschprinzip erweitern und für andere öffnen. Am 1. November eröffnen sie ihre "Kleiderei", eine Verleihstation für Klamotten. Für 14 Euro im Monat kann man sich dort zwei Outfits pro Woche ausleihen, die gewaschen oder gereinigt zurückgebracht werden müssen.

An der Hamburger Hochstraße auf St. Pauli haben sie dafür einen Raum der Galerie Dorothea Schlueter am Nobistor zu einem "fairen Preis" gemietet. An der Wand stehen schlichte weiße Regale mit selbst publizierten Künstlerbüchern sowie Schuhe, Modeschmuck und Tücher.

Das alles wirkt ein bisschen wie ein Wohnzimmer, soll es auch. "Wir wollen die Hektik aus dem Shoppen nehmen", erzählt die 25-jährige Thekla. Deswegen sollen sich die Leute bei ihnen wohlfühlen. "Wir bieten etwas zu trinken an, und einige Schminksachen haben wir auch, damit sich die Frauen gleich hier für den Abend fertig machen können", sagt die Studentin für Bekleidung, Technik und Management an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Und das ist nicht die einzige Mission der beiden jungen Frauen.

"Es geht uns auch darum, dass nicht ständig und völlig gedankenlos konsumiert wird und neue Sachen gekauft werden", sagt Thekla. Auf den bislang vier Kleiderständern in dem 30 Quadratmeter großen Raum hängen eigene Sachen, Spenden von Freunden, Schätzchen aus Muttis Kleiderschrank und einige Prototypen von Hamburger Jungdesignern. "So werden die bekannter, und alle, die sich sonst vielleicht nicht an Designerklamotten trauen und sie auch nicht bezahlen können, haben die Chance auszuprobieren, wie sich das anfühlt", sagt Pola. Sie studiert freie Kunst an der HfbK. Auf einen Stil oder bestimmte Größen haben sie sich nicht festgelegt. "Die Sachen müssen einfach nur gut erhalten sein, und wir freuen uns immer noch über Spenden." Und bei Bedarf kann Thekla ganz individuell für die Kundinnen die Stücke schneidern. Schließlich geht es nicht nur um den Spaß an der Mode, sondern lautet das Motto auch: "Sharing is caring".

"Kleiderei" Mo-Mi 17.00-20.00, Do/Fr 19.00-21.00, Sa 15.00-20.00, Hamburger Hochstraße (S Reeperbahn), www.fb.com/kleiderei