Das Thalia-Theater bringt Cornelia Funkes “Geisterritter“ auf die Bühne

Wider Willen in ein Internat verschickt zu werden, schon das ist für manches Kind genervter Eltern eine höchst reale Schreckensvision. Aber Jon Whitcroft, elf Jahre alt, findet sich, kaum im Internat angekommen, auch noch an Leib und Leben bedroht. Und niemand außer ihm sieht die durchscheinenden Gestalten, die nachts unter seinem Fenster blutige Schwerter schütteln, hoch zu Ross. Es sind Geisterritter.

Wer wäre ein berufenerer Schöpfer dieser Fantasiewesen als die Kinder- und Jugendbuchautorin Cornelia Funke? Vor zwei Jahren steckte Funke eigentlich gerade mitten in ihrer "Spiegelwelt" und arbeitete an Band zwei der "Reckless"-Serie. Da schob sich das Projekt für ein Kinderbuch dazwischen, die "Geisterritter" eben. Funke gab nach, schrieb die Geschichte auf und landete einen Volltreffer bei ihren Fans. Am 2. November kommt der Roman auch auf die Bühne, dann wird die Bühnenadaption des Stücks von Beate Heine und Christina Rast im Thalia-Theater uraufgeführt.

Es ist nicht das erste Funke-Stück am Thalia. 2010 inszenierte Marco Storman Funkes All-Age-Roman "Reckless" als temporeiches Action-Stück, das für jüngere Kinder allzu drastisch war. Diesmal habe man sich auf die angesprochene Altersgruppe ab zehn Jahren wirklich eingestellt, beteuert die Dramaturgin Beate Heine.

Aufregend genug bleibt es sowieso. Heine und Rast haben die raffiniert verschlungenen Handlungsstränge gestrafft, sodass die Geschichte in immerhin eineinhalb Stunden Spielzeit passt. Die brauchen sie auch, um von Jon und seinem verhassten Stiefvater zu erzählen, genannt der Vollbart, von Jons schamvollem Schweigen über die nächtlichen Besuche, und von Ella, die eines Tages an Jons Tisch tritt - wie peinlich, ein Mädchen, was sollen seine Klassenkameraden sagen! - und ihm diskret zu verstehen gibt, dass sie Bescheid weiß. Gemeinsam schaffen sie es. Eine Funke-Geschichte ohne ein Loblied auf die Freundschaft, das gibt es nicht.

Kaum eine Kinderbuchautorin ist so präsent auf sämtlichen Kanälen der Vermarktung wie Funke, der Oetinger Verlag leistet da ganze Arbeit. Das Thalia-Theater erweitert die multimediale Präsentation der "Geisterritter" um zwei hauseigene Aktionen: Etwa 700 Hamburger Schüler haben ihre Version einer der Kröten gemalt, mit denen Ellas zauberkundige Großmutter zusammenlebt. Am Premierentag wird die Ausstellung der Krötenbilder im Mittelrangfoyer eröffnet. Und von der Außenfassade werden richtige Geisterritter auf das Publikum herunterblicken. Na ja, fast ganz richtige. Sie sind aus Holz und Stoff, hergestellt haben sie Kinder unter Anleitung von Theatermalern im Malsaal des Theaters. Für Gruselatmosphäre ist also schon mal gesorgt.

"Geisterritter" Premiere Fr 2.11., 11.00 (ausverk.), dann wieder ab Mo 5.11., 11.00, Thalia-Theater (U/S Jungfernstieg), Alstertor, Karten zu 6,- bis 27,- unter T. 32 18 44 44; www.thalia-theater.de

"Krötenbilder" Ausstellungseröffnung Fr 2.11., 10.30 im Mittelrangfoyer