Bei ihrem ersten Hamburg-Konzert liefert Jennifer Lopez in der O2 World eine sportive Best-of-Show ab

Hamburg. Dass die O2 World nicht nur Konzerthalle ist, sondern hier auch regelmäßig sportliche Höchstleistungen erbracht werden, etwa wenn die Freezers den Puck jagen oder die Handballer des HSV nach den Champions-League-Sternen greifen, passt perfekt zum ersten Hamburg-Konzert von Jennifer Lopez. Denn ein Auftritt von J.Lo ist genau das: ein Leistungssport-Event. Eines mit viel Musik, klar, mit Tanzchoreografien, die schon zum bloßen Zuschauen den Puls in die Höhe treiben und mit einem Star, dessen Sexappeal auch manchen in die Halle zieht, der die überschaubar innovativen Songs der 43-Jährigen eher nebensächlich findet.

In jedem Fall gilt: Diese Frau hat was, das ist schon nach wenigen Minuten klar. Das Sieger-Gen könnte man sagen und läge bei 55 Millionen verkauften CDs keineswegs falsch. Doch da ist noch mehr: eine spürbare Lust an der Leistung, die sich mit Latino-Leidenschaft paart, ein unbedingtes Wollen, das wirkt. Jedenfalls auf die Hamburger J.Lo-Gefolgschaft, die erstaunlicherweise nur zwei Drittel der Halle füllt. Wo eine Madonna provoziert, sich mit dem klerikalen Establishment oder politischen Tieffliegern anlegt, ist Jennifer Lopez in allererster Linie Gute-Laune-Garantin. Und wo eine Lady Gaga mit Geschlechtszuschreibungen spielt oder sich als Kunstobjekt inszeniert, bleibt J.Lo zu 100 Prozent Frau.

Eine, die selbstbewusst ihren Körper in die Waagschale wirft, sich in immer neuen (meist knappen) Outfits präsentiert, aber stets auch untergründig eine Komm-mir-bloß-nicht-blöd-Ausstrahlung hat, die ihrer Herkunft geschuldet sein dürfte. Als Kind puertoricanischer Einwanderer wurde sie in der Bronx groß - worauf sie auch beim Konzert stolz verweist. "Jenny from the block" sei sie. Eine von nebenan, ein ganz normales Mädchen, bis heute. Natürlich kommt sie nicht von der Straße, hat nie gehungert, aber eines wusste sie von kleinauf: Der American Dream lässt sich nur durch Glück und harte Arbeit erfüllen. Und sie hat gearbeitet. Sich hochgetanzt, den absoluten Biss gehabt und es zum Weltstar gebracht. "I used to have a little, now I have a lot" heißt es in diesem Song.

Jetzt steht sie hier in Hamburg, bei einem der vielen Konzerte ihrer monatelangen Welttournee, auf der Bühne und lässt ihr Leben Revue passieren. Auch ihre beiden Kinder Max und Emme sind dabei. Sie stammen aus der Ehe, ihrer dritten, mit Sänger Marc Anthony und sind nun Teil einer länglichen Videoprojektion. "Glückliches Familienleben" könnte dieser Showteil überschrieben sein, doch der Kindsvater taucht nicht mehr auf - um die Kleinen kümmert sich während der Auftritte die Oma, und in J.Los Bett liegt inzwischen ein anderer Arbeitskollege, der 26 Jahre alte Tänzer und Choreograf Casper Smart.

Er hat seiner Jenny allerlei heiße Moves auf den kaum minder heißen Körper geschrieben, den zu kühlen während dieses Party-Power-Workouts die Aufgabe großer Ventilatoren ist. Nebenbei durchbläst der permanente Windstoß zu Hits wie "Love Don't Cost A Thing", "I'm Real" oder "Let's Get Loud" auch noch sehr ansehnlich die wilde Lockenpracht.

Der Kalorienverbrauch auf der immer wieder umgebauten Bühne dürfte sich während der gut 90-minütigen Show auf Leistungssportniveau befinden. Doch anders als bei Freezers oder HSV-Handballern ist das Ergebnis der Anstrengungen nicht offen, sondern klar: Die Halle tobt. Und wenn am Ende gepfiffen wird, dann vor Begeisterung.