Ferdinand Bordewijk (1884-1965) ist einer der wichtigsten niederländischen Autoren des vergangenen Jahrhunderts. In Deutschland wurde er mit "Charakter. Roman von Sohn und Vater" bekannt (C.H. Beck, 2007).

Nun ist "Bint" erschienen, ein kleiner Roman von 1934, der es in sich hat. Er erzählt von einer Schule, in der unter dem unerbittlichen Regime des Schuldirektors Bint Zucht und Ordnung herrschen. Die eigentliche Hauptperson, de Bree, übernimmt als Vertretungslehrer eine als rebellisch geltende Klasse, von den Kollegen "die Hölle" genannt. Zunächst noch ein eigenständig denkender Mensch, gerät de Bree im Fortgang der Geschichte zunehmend in den Bann des stählernen Bint und macht sich dessen Auffassungen zu eigen.

Als einer der Schüler sich das Leben nimmt, scheint das System kurz ins Wanken zu geraten. Doch es ist nur Bint selbst, der sich dem Geschehen offenbar nicht mehr gewachsen fühlt. Das Lehrerkollegium aber - auch de Bree - setzt seine dunkle Pädagogik fort.

Ein Text wie eine Hauswand: streng und eckig, sauber verputzt und eng verfugt. Jedes Wort ist genauestens gesetzt, es gibt kein Entkommen. Das Aufregende an diesem kleinen Roman und seine große Kunst ist die Sprache. Bordewijk schreibt in kurzen prägnanten Sätzen, die eine solche Ausstrahlung haben und eine so starke Atmosphäre schaffen, dass man sich ihr nicht entziehen kann und wie angesogen liest.

"Bint" ist ein höchst lesenswertes Ereignis - nicht nur, weil jeder einmal Schüler war.

Ferdinand Bordewijk: "Bint. Roman eines Senders". Mit einem Nachwort von Maarten 't Hart. Aus dem Niederländischen übersetzt von Marlene Müller-Haas. 128 Seiten. C.H. Beck-Verlag (Reihe textura), 14,95 Euro