Bei der “Gala der Sieger“ erhielt Initiator Sebastian Schnoy einen Ehrenpreis

Hamburg. "Es hat ja ein bisschen was von einem Klassentreffen", sagte Thomas Fröschle. Der Nachname lässt erahnen, dass es sich bei ihm um einen Schwaben handelt. Unter dem Künstlernamen Topas war er früher "nur" Zauberer, seit einigen Jahren tritt der Stuttgarter auch als Comedian auf.

"Mit Comedians zu feiern ist schwierig, die erzählen ja immer die ganze Zeit", hatte sein Hamburger Kollege Sebastian Schnoy zu Beginn des Abends im Schmidts Tivoli gestichelt. Doch wenn es sich um eine "Gala der Sieger" wie beim zehnten Geburtstag des Hamburger Comedy-Pokals handelt, dann sollte man sie reden und machen lassen, die ausgezeichneten Kleinkünstler. Sieben Hauptgewinner hatten Zeit und Lust. Und obwohl jeder die vereinbarten zehn Minuten überzog, hatte die dreieinhalbstündige Gala im ausverkauften Schmidts Tivoli nur am Ende ein paar Längen.

Der Hamburger Kabarettist Schnoy, der den Cup 2003 im Verbund mit zehn Stadtteilkulturzentren initiiert hatte, führte in einer launigen Doppelmoderation mit der populären Klappmaulpuppe Herr Momsen durch die Show. Momsens schlagfertiger Hintermann Detlef Wutschik und Heavy-Metal-Verteidiger Michael Krebs ("Flüsterfuchs? Nein danke!") am Klavier schmückten die Gala. Wie Schmidt-Publikumsliebling und Bühnen-Misanthrop Wolfgang Trepper wissen sie, wie es ist, knapp zu verlieren und als zweite Sieger in ihrer Heimatstadt dennoch oben zu stehen. Inzwischen ist der Hamburger Comedy-Pokal Deutschlands größter Kleinkunstwettbewerb mit alljährlich 20 Teilnehmern und 6000 Euro Preisgeld.

Außer Topas zeigten Nagelritz alias Dirk Langer mit amüsantem Seemannsgarn, Impro-Comedian Sascha Korf, Kabarett-Jongleur Timo Wopp, das "Musik-Kasparett"-Duo Zärtlichkeiten mit Freunden, Christin Hölbling und Thomas Kreimeyer die ganze Palette der Kleinkunst. Der Österreicher Hölbling, Gewinner von 2004, setzte mit seiner hinterlistig-verschrobenen Kunstfigur Helfried und Forderungen, wie etwa Haustiere als "Pudelragout" oder "Dackelmedaillons" effizienter zu verarbeiten, ein schwarzhumoriges Glanzlicht. Thomas Kreimeyer, Sieger dieses Jahres, zeigte aufs Neue, wie souverän er sein Genre "Stegreif-Kabarett" beherrscht: Mit leicht verunsicherten Brillenträgern im Publikum unterhielt er sich zur allgemeinen Erheiterung ebenso gewitzt ("In meinem Beruf möchte man auch gesehen werden") wie mit einem Finanzbeamten-Paar.

Das weibliche Element? War auf der Bühne nicht präsent. Denn Cindy aus Marzahn alias Ilka Bessin, 2006 Überraschungszweite, blieb bis heute die einzige Solokünstlerin auf dem Treppchen. Mit ihrer Figur ist sie längst dick im Fernsehgeschäft.

Welche Überraschungen der elfte Hamburger Comedy-Pokal birgt, wird sich Ende Januar 2013 zeigen. Unter den zehn Stadtteilkulturzentren von Brakula bis Zinnschmelze ist dann in der Hauptrunde erstmals das Haus III&70 in der Schanze anstelle des Rieckhofs in Harburg dabei. Und beim Finale im Tivoli werden wieder drei Pokale und der Publikumspreis vergeben.

Den einzigen Cup des Gala-Abends bekam Schnoy: Für seine Verdienste um den Comedy-Pokal erhielt er den Ehrenpreis aus alten Frottee-Handtüchern seiner Jugend. Es gab also auch für den 43-Jährigen was zu feiern. Gar nicht schlecht für ein Klassentreffen.