Morgen verleiht das Auschwitz-Komitee den Hans-Frankenthal-Preis

Hamburg. Als sie gefragt wurde, welche Prominenten denn zur Preisverleihung kommen würden, sagte Helga Obens vom Vorstand der Stiftung Auschwitz-Komitee: "Unsere Prominenz sind die, die überlebt haben. Wir sind hier, um zu erinnern. Das ist unsere Aufgabe." Beim Pressegespräch zur Verleihung des Hans-Frankenthal-Preises, die morgen Abend im Lichthof der Staats- und Universitätsbibliothek stattfindet, saß Esther Bejarano, die Vorsitzende des Auschwitz-Komitees, auf dem Podium. Die 87-Jährige ist eine der letzten Überlebenden des Mädchenorchesters von Auschwitz, eine vielfach geehrte Musikerin, die nie aufgehört hat zu erinnern und zu mahnen.

Auch Hans Frankenthal (1926-1999), der Namensgeber des Preises, der jetzt zum dritten Mal verliehen wird, gehörte zu den Holocaust-Überlebenden. Er war Mitglied des Zentralrats der Juden in Deutschland und des Vorstands des Auschwitz-Komitees.

Der mit insgesamt 3000 Euro dotierte Preis soll dazu beitragen, antifaschistische Projekte zu fördern, die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus wachzuhalten und neonazistischen Tendenzen entgegenzutreten. In diesem Jahr geht die Auszeichnung an Thomas Ebermann und seine Vers- und Kaderschmiede sowie an die in Berlin ansässige Agentur für soziale Perspektiven (asp), die für ihr Projekt "Das Versteckspiel" geehrt wird. Dabei handelt es sich um eine jährlich neu erscheinende Broschüre, die über Symbole, Strukturen, Codes und Strategien der rechtsradikalen Szene und deren Unterstützer informiert. "Wir sehen unsere Broschüre, die von vielen Gruppen und auch von der Polizei genutzt wird, als Informationsangebot und Hilfe zur Entschlüsselung", sagte Kathrin Klever von der asp, die das Wissen um Symbole, Codes und Moden als "wichtige Voraussetzung für die Beschäftigung mit den rechten Jugendkulturen" bezeichnet.

Thomas Ebermann kündigte an, dass er das Preisgeld für ein neues Projekt der Vers- und Kaderschmiede nutzen wolle. Dabei geht es um einen Abend über den polnischen Offizier und Nazigegner Jan Karski. Er war mit falscher Identität in Konzentrationslager eingedrungen, hatte die systematische Ermordung der Juden mit eigenen Augen gesehen und später dem US-Präsidenten Roosevelt und anderen Politikern darüber berichtet, ohne dass man ihm Glauben schenkte.

Verleihung des Hans-Frankenthal-Preises. 25.10., 18.00, Unibibliothek, Lichthof im Altbau, Eingang Edmund-Siemers-Allee