Hamburg. Depressionen sind das große Thema unserer Zeit. Und damit automatisch ein Sujet für das Fernsehen. Was in Gestalt des Burn-out-Syndroms in den Talkshows rauf- und runterverhandelt wurde, hat es mittlerweile auch in die fiktionale Abteilung geschafft. "Herbstkind" heißt das Drama von Petra K. Wagner, das die Geschichte einer jungen Mutter erzählt, die an postpartaler Depression erkrankt. Ein wichtiges, gesellschaftlich relevantes Thema. Und ein mittelmäßiger Film. Trotz großartigen Darstellern, allen voran Katharina Wackernagel als leidende Hauptfigur, gelingt es dem Film nie, den Boden der Sachbuchecke zu verlassen. Alles hat einen narrativen Zweck oder eine figurenpsychologische Belegfunktion.

Emilia (Wackernagel) arbeitet als Hebamme, lebt in einer stabilen Beziehung und klebt vorfreudig Kinderzimmertapete an die Wände. Alles ist perfekt vorbereitet, bis die geplante Hausgeburt schiefgeht und abgebrochen wird. Als Emilia nach Hause kommt, ist ihr alles fremd. Sie mag nicht in die Sektlaune einstimmen, die der Rest der Familie zelebriert, sie hat keine Ahnung, was sie mit dem kleinen Wurm auf ihrem Arm anstellen soll.

"Das Fremde in mir" hieß ein sehr guter Kinofilm, der vor einigen Jahren dasselbe Thema behandelte wie "Herbstkind". Mit dem Unterschied, dass dies kein Überblicksdrama mit wohlgemeinten Ratschlägen auf dem Beifahrersitz war. "Das Fremde in mir" machte den Zuschauer betroffen, "Herbstfilm" erdrückt ihn mit Lexikonwissen.

"Herbstkind" heute 20.15 Uhr, ARD