Laudatorin Katja Danowski hielt beim Rolf-Mares-Preis am Schauspielhaus eine Hommage an die (männlichen) Kollegen.

Erstmals stellten beim Rolf-Mares-Preis Bühnenkollegen die Preisträger vor. Katja Danowski, Ensemblemitglied am Schauspielhaus, verneigte sich vor den männlichen Schauspielern.

Da ich den größten Teil meines Alltags auf der Probe oder der Bühne verbringe, habe ich ein sehr persönliches Verhältnis zu dieser Gattung. Schauspieler ersetzen mir in meinem Leben Vater, Ehemann, Geliebten oder guten Freund. Es ist nicht immer leicht, sich gegen sie zu behaupten, doch ein Leben ohne sie kann ich mir nicht mehr vorstellen. Es wäre langweilig.

Mit 18 habe ich mich mal in einen Clown verliebt. Es gab ein kleines Varieté, das ein paar Wochen in Regensburg war, und ich bin mit meiner Freundin da hingegangen. Da gab es einen Clown. Er hatte in seiner Nummer eingebaut, dass er sich irgendwann bei einer Frau auf den Schoß setzt. Er hatte nun mich auserkoren. Plötzlich saß er da. Und er hat mich die ganze Vorstellung als Teil seines Spiels angehimmelt, was für das Publikum wahnsinnig lustig war. Da hab ich mich verliebt.

Ich ging nach Hause und konnte nur noch an diesen Clown denken und dann hab ich mich entschieden, noch mal hinzugehen. Er hat mich natürlich wiedererkannt und sich nochmals auf meinen Schoß gesetzt. Und danach hab ich mich einfach in die kleine Bar gestellt und auf ihn gewartet. Wir haben ein Bier getrunken und uns unterhalten und ab da waren wir ein Paar.

Was ist da passiert? Ich habe mir gestattet, wenigstens für den Moment, dass ich mich in diesen Mann verlieben darf, den ich dort auf der Bühne sehe. Oder so was Ähnliches.

Als ich noch jung und ungebunden war, ist mir das andauernd passiert und ich bin teilweise mehrmals in eine Vorstellung gegangen. An der Volksbühne in "Pension Schöller" oder in der "Schlacht" hab ich mich gleich in alle Männer verknallt. Natürlich hab ich sie nicht alle kennengelernt! Aber sie haben mich verzaubert und sie waren lauter Traummänner, obwohl sie Arschlöcher gespielt haben und viel zu alt für mich waren.

Viele von meinen Angehimmelten hab ich nach der Schauspielschule als Kollegen kennengelernt. Ja, ich hatte auch Affären mit ... einigen. Leider hat sich dadurch einiges relativiert, oder: Gott sei Dank! Der charmanteste, charismatischste Typ wurde hinter der Bühne zum eitlen, mürrischen Kotzbrocken, einer trug so viel Parfüm, dass er noch auf der Bühne weilte, als er längst abgegangen war. Ich habe Tausende von Tränen vergossen, weil mich diese Männer schon so viel Kraft gekostet haben. Ich habe langsam gemerkt, dass das das Geheimnis der Bühne ist, dass das zwar der Mann ist, der da steht, aber im Idealfall eben "vollendet", wenn nicht gar "veredelt". Er ist so nicht zu haben, obwohl er zum Greifen nah ist.

Das habe ich nach 20 Jahren gelernt, und ich bin in der Realität angekommen. Aber ein Zauber davon bleibt, und es bleiben Momente, in denen mir ein guter Schauspieler die Möglichkeit gibt, zu träumen oder zu lachen, oder mich verwirrt, weil er in diesem Moment so sexy, so süß, so gemein oder intelligent ist, und ich weiß, dass es etwas mit ihm als Mann und Mensch zu tun haben muss. Und ich bewundere ihn in dem Moment dafür. Und ich habe die Sehnsucht, dass ich dieser Figur einmal im echten Leben begegnen darf.