Antike Tragödienbrocken können Alice Buddeberg nicht schrecken. Die junge Regisseurin wirkt tough, tritt sportiv und praktisch gekleidet auf. Sie entspricht keineswegs dem Klischee von der ausgeflippten Künstlerin. Dafür beeindruckt sie mit Humor und klugen Gedanken, wirkt sehr vernünftig, selbst- und zielbewusst. Im Mai stemmte Buddeberg im Bremer Theater "Die Orestie" von Aischylos ebenso beeindruckend wie jetzt das Sophokles-Drama "Ödipus" am Deutschen Schauspielhaus.

Mit Hamburg verbindet die 1982 in Frankfurt am Main geborene Akademikertochter das Regiestudium an der Theaterakademie. Für vier Jahre musste sie ihr geliebtes Berlin verlassen, wohin sie nach dem Abitur gezogen war. "Am Anfang fühlte ich mich hier sehr verloren", erinnert sie sich. "Es war wie über Watte zu gehen. Inzwischen liebe ich die Stadt, sie ist viel gemütlicher als das ruppige Frankfurt."

Dass Buddeberg Klassiker mag, macht sie zur Ausnahme unter ihren Kollegen um die dreißig. Sie inszenierte Molière, Schiller, Goethe, Ibsen und Tschechow. Diesen Stücken könne man vertrauen, sie hielten viel aus, sagt das 2011 in Bremen mit dem Kurt-Hübner-Preis ausgezeichnete Regietalent. "Mich interessiert die Reibung zwischen ihrer Entstehungszeit und der Gegenwart." Zwischen den Proben schnappt sie sich zum Durchatmen schon mal ihren Hund und dreht mit ihm eine Runde um die Alster. Um ihren klaren Kopf zu behalten.