Hamburg. Perfektion ist nicht das Maß aller Dinge. Das jüngste Konzert der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen war zwar nicht so beängstigend makellos wie bei deren Beethoven-Zyklus. Dafür sprühte es vor Inspiration, und das wog die gelegentlichen Wackler allemal auf.

Pierre-Laurent Aimard, Pianist und Spiritus Rector des Abends, begann ganz allein mit einer Miniatur aus György Ligetis Zyklus "Musica ricercata" und leitete nahtlos zu Beethovens Klavierkonzert Nr. 2 über, einem hochdramatischen, vielfarbigen Beethoven: Da schmetterte das Horn, die Bässe eröffneten Abgründe, und die Geigen zogen fadengerade, mondlichtsilbrige Töne.

Bei Mozarts Konzert für zwei Klaviere und Orchester gelangen zwar die parallelen Läufe nicht immer synchron. Doch spielten Aimard und die Pianistin Tamara Stefanovich einander die musikalischen Gedanken zu wie bei einer Unterhaltung. Bei Aimard überwog das Sprechende, während Stefanovich mit ihren Farben betörte, besonders in ihrem unendlich nuancierten Piano.

Im Zentrum stand das Klavierkonzert von Ligeti, fast ein Kompendium der musikalischen Möglichkeiten des 20. Jahrhunderts. Stefanovich am Klavier und das Vibrafon spielten hochvirtuos unisono, und die einzelnen Gruppen - hier die solistisch besetzten Streicher, dort das Schlagwerk, dort Trompete und Posaune - hielten die Polyrhythmik unfehlbar durch, geführt von Aimard. Großer Jubel. So bringt man die Leute an Neue Musik.