Die Sammlung Design im MKG erhält eigene Räume und ein neues Konzept - und mit der ehemaligen „Spiegel”-Kantine ein Glanzstück.

Hamburg. Von einer Designausstellung erwartet man, dass sie vorführt, wie sich nützliche und schöne Dinge über die Jahre entwickelt haben. Auch die neu konzipierte Sammlung Design im Museum für Kunst und Gewerbe, die am 20. Oktober für Besucher öffnet, überwältigt auf gewisse Weise visuell. Aber sie will noch viel mehr.

Claudia Banz, Leiterin der Abteilung Kunst und Design der Moderne, vertritt mit der Schau, die sich erstmals zusammenhängend auf über 1000 Quadratmetern mit 600 Exponaten präsentiert, einen ehrgeizigen erweiterten Designbegriff. "Es geht nicht um das 'Ach, wie schön, das haben wir auch im Wohnzimmer', sondern um eine Erzählung des Fortschritts in der Moderne." Die Sammlung will Fragen an das Design stellen, das Thema in den gesellschaftlichen Zusammenhang einbetten und zum Nachdenken anregen. Kunstgewerbe steht da gleichberechtigt neben Exklusivem. 1000 von 10 000 Objekten aus der Zeit von 1945 bis heute stapeln sich in einem lagerartig durchnummerierten Archiv im Museumsgang. Die Unübersichtlichkeit und Gleichzeitigkeit der Exponate aus Holz, Glas, Keramik, Kunststoff, Metall und Porzellan bis hin zu Technik und Schmuck sind dabei beabsichtigt. Das Archiv bildet eine Art Form-Gedächtnis, das sich im Fluss befindet und ständig weiterentwickelt wird.

Das Archiv leitet über zu vier "Denkräumen". In "Innovation" wird der Fortschritt am Beispiel der körperlichen Schrumpfung technischer Errungenschaften vom Weltempfänger bis zum Smartphone in Material und Form deutlich. Der Denkraum "Subversion" erinnert an das Infragestellen und radikale Umdenken im kreativen Designprozess, etwa in der Anti-Design-Bewegung. Dem neuen Bewusstsein für einen nachhaltigen Umgang mit knappen Ressourcen in Zeiten der industriellen Massenproduktion widmet sich der Denkraum "Nachhaltigkeit". Zu guter Letzt gibt der Denkraum "Kommunikation" Auskunft über markenbestimmendes Corporate Design, sei es für Braun oder auch für den Senat.

Schmuckstücke werden zwei "Period Rooms" sein, die im Museum aufgebaute "Spiegel"-Kantine des dänischen Designers Verner Panton aus dem Jahre 1969. Mit ihren schrillen Orange-, Rot- und Violett-Tönen bildet sie heute eine grelle Retro-Wohnskulptur. Kontrastierend dazu ist das Hochschulbüro des langjährigen Hamburger Design-Professors Dieter Rams zu begehen, das in seiner radikalen Schlichtheit dessen Wahlspruch huldigt: "Gutes Design ist so wenig Design wie möglich."

Neueröffnung Sammlung Design und "Spiegel"-Kantine ab 20.10., Museum für Kunst und Gewerbe, Steintorplatz, Di-So 11.00-18.00, Do 11.00-21.00; www.mkg-hamburg.de