Ausstellung zum RecyclingDesignpreis zeigt Entwürfe der Zukunft

Es war die Kritik am Kommerz, die Idee, die Bruchstücke der Welt neu zusammenzusetzen und damit den Kosmos neu zu erschaffen. Der Dadaist Kurt Schwitters (1887-1948) entwickelte seine ganz eigene Kunst aus dem Weggeworfenen - aus der Not der Nachkriegsjahre heraus, aber auch als klares Statement gegen rücksichtsloses Gewinnstreben und gedankenlosen Konsum.

Jahrzehnte später haben sich zwar die Vorzeichen geändert, die Idee aber ist die gleiche geblieben, aus Müll Neues zu schaffen und damit Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit und Kunst miteinander zu verbinden. Genau das treibt die Initiatoren des RecyclingDesignpreises an, die der Arbeitskreis Recycling e. V./RecyclingBörse in diesem Jahr zum fünften Mal verliehen hat. Das Motto: der verborgene Sinn weggeworfener Dinge. Nach Stationen in Dessau, Berlin, Düsseldorf und Wien sind nun knapp 30 Exponate der mehr als 600 Einsendungen aus der ganzen Welt bis zum 4. November im stilwerk an der Großen Elbstraße zu sehen. "Die Vielfalt der eingereichten Projekte dokumentiert das große Interesse und den Ideenreichtum zum Thema Ressourcenschonung in der Produktentwicklung", erklärte der Vereinsvorstand Udo Holtkamp bei der Verleihung. Von Holtkamp ist zum Jubiläum das Buch "Fünf Jahre RecyclingDesignpreis. When too perfect lieber Gott böse" erschienen.

Da sind zum Beispiel die liebevoll gestalteten Secondhand-Kuscheltiere des Zürcher Designerduos Lea Gerber und Samuel Coendet. Abgelegte verschlissene Teddybären, Plüschhasen und Stoffhunde wurden von den beiden gewaschen, auf links gedreht, neu zusammengenäht, aufgepeppt und das abgelegte Spielzeug damit zu neuem Leben erweckt. "Outsiders" haben sie ihre plüschigen Kreationen genannt und damit die Jury überzeugt. Sie gewannen den mit 2500 Euro dotierten ersten Preis.

Die Nachwuchsdesigner Felix Kaiser und Dirk Wember aus Münster schufen aus Leitplanken und Palettenholz robuste und zugleich stylische Parkbänke. Ihr Projekt "Bank DIN1317" würdigte die Jury mit dem zweiten Platz. Die Münchnerin Waltraud Münzhuber kreierte unter dem Titel "Verwebe deinen Lieblingsfilm" aus Video- und Tonbändern praktische Papierkörbe. Sie teilt sich mit Silke Koch den dritten Platz. Die Berlinerin schuf skulpturale Objekte aus Porzellan, Glas, Plastik und Metall: "After Gravity's Rainbow".

Auf zusammengefalteten Umzugskartons, die auf den ersten Etagen des stilwerks als perfekte Präsentationsfläche dienen, sind außerdem Warnwesten, die zu Taschen wurden, zu sehen, Lampenschirme aus Wellpappe oder multifunktionale Liege-, Sitz und Verstau-Möbel aus ausrangierten Kletterseilen und recycelten PVC-Entwässerungsrohren.

"Wir finden es spannend, interessante Designideen zu präsentieren, die zum einen nachhaltig sind, und zum anderen ausrangierte Gegenstände ganz neu interpretieren", sagt Nana Tiedtke vom stilwerk Hamburg. Schließlich hätten es schon einige Exponate des RecyclingDesignpreises der vergangenen Jahre in limitierter Auflage in den Verkauf geschafft.

"RecyclingDesignpreis 2012" bis 4.11., Mo-Fr 10.00-20.00, Sa 10.00-19.00, Stilwerk (Bus 112), Große Elbstraße 68, Eintritt frei; www.recyclingdesignpreis.org