Das Ernst-Barlach-Haus würdigt den Maler Emil Schumacher zum 100. Geburtstag

Hamburg. Der Maler Emil Schumacher (1912-1999) gab nicht nur zu Lebzeiten Rätsel auf. Sein Wirken fiel in jene Jahre, in denen der Kunstbetrieb um die eine Frage kreiste: Soll man gegenstandslos malen oder am Realismus festhalten? Auch Schumacher zählte zur Strömung der "informellen Kunst" und des "abstrakten Expressionismus". Gleichzeitig unterlief er ihn immer wieder. Abenteuerlustig fordert er die Fantasie heraus. Jens-Christian Jensen steht vor dem Bild "Taras Bulba" (1957), er ist Schumacher-Kenner und langjähriger Freund. "Das klingt wie Gemurmel aus alten Zeiten. Sieht aus wie ein abstraktes Chaos, manche Linien sind geritzt, andere gemalt. Könnte ein Blumenstrauß sein." Das sinnliche Erleben war Emil Schumacher in seiner großformatigen Ereignismalerei alles. Programm, Konzepte dagegen nichts.

Mit der auf die späten 1950er- und frühen 1960er-Jahre konzentrierten Schau "Farben sind Feste für die Augen - Emil Schumacher zum 100." würdigt das Ernst-Barlach-Haus im 50. Jahr seines Bestehens den Klassiker der Moderne. Sie umfasst 30 Werke des Künstlers. Darunter türblattgroße, wuchtige Breitformate. Zunächst farblich noch zurückhaltend, findet er später zu einer stärkeren Konzentration auf meist zwei Farben, darunter starke Rot- und Blautöne. Charakteristisch werden seine schwarzen Linienzüge, die sich zuletzt fast monoman in Aquatinten auf einen schlichten, die Bildfläche überspannenden Bogen reduzierten.

Schumacher bewegt sich zwischen den pastösen Strukturen eines Jean Dubuffet und der expressiven Gestik eines Jackson Pollock. Aus all seinen Arbeiten spricht die Auseinandersetzung des Künstlers mit dem Material. Seine großen Tafeln sind voller Widerstände. Ritzungen sind eingefurcht. Später kommen mittels Hammer eingeschlagene Löcher hinzu. An anderen Stellen wölben sich dick aufgetragene Manipulationen, die der Malerei einen objekthaften Charakter verleihen.

Die künstlerische Laufbahn lag für Schumacher, 1912 als Sohn eines Handwerkers im westfälischen Hagen geboren, nicht auf der Hand. Von 1932 bis 1935 studierte er an der Kunstgewerbeschule in Dortmund, wandte sich aber bald der freien Malerei zu. 1947 schloss er sich der Gruppe "Junger Westen" an, einer lebendigen Akademie, die die Kunst um 1960 entscheidend mitgestaltete. Die Begründer der Moderne, Matisse und Picasso, hatten ihr das Feld bereitet. Schumachers Bilder haben bis heute eine nachhaltige Wirkung, in ihren Auseinandersetzungen mit Materie und mit dem Naturhaften fast etwas Traumartiges.

"Farben sind Feste für die Augen - Emil Schumacher zum 100." bis 27.1., Ernst-Barlach-Haus, Jenischpark, Baron-Voght-Straße 50a, Di-So 11.00-18.00, Kuratorengespräche 11.11.12 und 20.1.13, jew. 11.30, Kuratorenführungen 30.10., 11.12., jew. 18.00; www.barlach-haus.de