Hamburg. Es gibt ein Grundgefühl, das der Film "Eine Frau verschwindet" auslöst: Unsicherheit. Bereits zu Beginn verfolgt der Betrachter, wie ein Junge panisch durch Amsterdam rennt, hinein in ein Waldstück, wo er erschlagen wird. Das Obskure: Sein Gehirn wurde entfernt. Kommissar Bruno van Leeuwen (Peter Haber) glaubt bald an einen Ritualmord. Doch lange findet sich keine verlässliche Spur. Und diese Unsicherheit ist nicht die Einzige, mit der der Protagonist zu kämpfen hat. Zu Hause wartet seine an Alzheimer erkrankte Frau Simone (Maja Maranow). Ihre Erinnerung schwindet. Seine Liebe, sein Bemühen bleiben.

Die Kombination von Kriminalfall und Krankheitsdrama scheint zunächst ungewöhnlich. Und der Titel ist zudem irreführend, bezieht er sich doch lediglich auf einen Aspekt der Handlung. Doch je länger man der von Regisseur Matti Geschonneck ("Das Ende einer Nacht") behutsam und zugleich spannend inszenierten Geschichte zuschaut, desto mehr beginnen sich die Themenfelder zu verknüpfen.

In beiden Fällen liegt das Leben wie ein unvollständiges Mosaik da. Wie es sich zu einem komplette(re)n Bild fügt, hängt eher von Zufall und Instinkt als von Planung und Analyse ab. Ein umgekippter Koffer im Keller, der Tipp eines Freundes. Auch wenn die Story in beiden Erzählsträngen einen Abschluss findet, liefert Geschonneck doch mehr Fragen als Antworten. Wie gut kennen sich Eheleute wirklich? Welche Handlungen rechtfertigt die Liebe? Wie verlässlich ist die Erinnerung der Gesunden? Und wie verabschiedet man sich von einem Menschen, der noch lebt, aber nicht mehr er selbst ist?

"Eine Frau verschwindet" Mo, 20.15, ZDF