Markus Stenz entfaltet eine Farbenpracht mit Debussy, Zimmermann und Strauss

Laeiszhalle. Alle Musik ist Dialog. Insofern könnte dem Motto "Dialoge", das die Philharmoniker Hamburg ihrer Konzertsaison vorangestellt haben, etwas arg Allgemeines anhaften. Wie ernst sie es indes damit nehmen, zeigt das Programm vom gestrigen Sonntag, das heute Abend in der Laeiszhalle wiederholt wird und gleich zwei Doppelkonzerte enthält: nämlich Bernd Alois Zimmermanns "Dialoge" für zwei Klaviere und (enorm riesiges) Orchester und dazu die Tondichtung "Don Quixote" von Richard Strauss mit zwei ausgewachsenen Solopartien.

Los ging es am Sonntag mit Claude Debussy, dem Zimmermann sein Werk gewidmet hat. Das Piano des Bläsersatzes im "Prélude à l'après-midi d'un faune" war anfangs intonatorisch etwas matt - doch dann entwickelte das Stück einen Sog von geradezu romantischer Intensität. Man spürte sie fast am eigenen Leibe, die erotischen Leiden des Fauns. Einen so raffinierten, lebendig nuancierten Debussy, wie Markus Stenz ihn mit seinem entschiedenen, unprätentiösen Dirigat formte, hört man nicht alle Tage.

Ihrer Lust am Farbspiel konnten die Beteiligten auch weiterhin frönen. Im Verein mit den Solisten Andreas Grau und Götz Schumacher spannten sie das Universum von Zimmermanns "Dialogen" auf: das Flirren, das Ersterben, die gleißenden Cluster. Die Pianisten stellten zwischen ihren schartigen Partien eine Spannung her, die man hätte anfassen können. Und als Dank für den Jubel gaben sie die Ouvertüre von Mozarts "Zauberflöte" und gewährten so dem Publikum noch einen Einblick in die Werkstatt eines Klavierduos samt den mozartspezifischen Tücken.

Entschieden dankbarer als der Zimmermann mit seinem Teppich aus Einzelmotiven waren für das Orchester natürlich die haarsträubenden Abenteuer des reinen Toren aus Kastilien, die Strauss so genial komisch vertont hat. Thomas Tyllack verkörperte den hageren Ritter mit beseeltem Celloton, erwischte allerdings nicht jeden Spitzenton seines halsbrecherischen Parts. Naomi Seiler an der Solobratsche gab einen charmant-frechen Sancho Pansa, wie überhaupt das Orchester das Stück mit hörbarem Vergnügen auskostete. Kino für die Ohren.

II. Philharmonisches Konzert heute, 20.00, Laeiszhalle (U Gänsemarkt), Johannes-Brahms-Platz. Karten zu 9,- bis 44,- unter T. 35 68 68