Reporterlegende Harry Valérien, 1963 Mitbegründer des “Aktuellen Sportstudios“ des ZDF, starb im Alter von 88 Jahren

Hamburg. Seinen letzten Abend am vergangenen Freitag hat Harry Valérien noch einmal genießen können. Im Kreise alter Weggefährten und Skirennläufer tauschte man Erinnerungen aus und freute sich gemeinsam auf die spätere Übertragung des Fußball-Länderspiels Irland gegen Deutschland. Auf der Heimfahrt zu seinem Haus am Starnberger See ist Harry Valérien auf dem Beifahrersitz, den Kopf sanft ans Fenster gelehnt, für immer eingeschlafen. Sein zuletzt schon schwaches Herz hatte endgültig aufgehört zu schlagen.

Am 4. November wäre der gebürtige Münchner 89 Jahre alt geworden. Seine Ehefrau Randi, eine Norwegerin, mit er seit 1960 glücklich verheiratet war, saß mit im Auto wie sein Schwiegersohn Stefan Glowacz.

Harry Valérien wird vielen unvergessen bleiben. Er galt als einer der besten deutschen Sportjournalisten, Mitbegründer des "Aktuellen Sportstudios" des ZDF, das er von 1963 bis 1988 insgesamt 283-mal moderierte. Die ihm angetragene Leitung der Sportredaktion lehnte er gleich mehrmals ab. "Verwalten können andere viel besser. Ich bin und bleibe Reporter", sagte er dann.

Er war es mit jeder Faser seines Körpers. Er fuhr Skirennen am Mikrofon mit und stürzte sich mit den Schwimmern - er war in jungen Jahren selbst ein guter - ins Becken. Sein legendäres "Sappradi" brach immer dann aus ihm heraus, wenn einer oder eine sich zu viel zugemutet oder - schlimmer noch - seine/ihre Chancen nicht wahrgenommen hatte. Valérien konnte austeilen, Lob wie Kritik, nie vergaß er dabei den Respekt vor den Sportlern. Kumpanei aber war nicht sein Geschäft.

Er verstand es, Nähe zu schaffen und Distanz zu wahren. "Er hat immer die Ereignisse im Sport und die Sportler in den Vordergrund gestellt und nie sich selbst. Gerade das hat ihn zu einem Star der Medienlandschaft gemacht", würdigte ihn Wolfgang Niersbach, der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), ein gelernter Sportjournalist.

Valérien hat Maßstäbe gesetzt. Er war stets perfekt auf das Ereignis und seine Gäste vorbereitet, er vergaß bei allem Fachwissen nie, verständlich zu formulieren und vor allem unterhaltend zu kommentieren. Und er fragte nach, besonders wenn es um das Thema Doping ging, das "meinen geblieben Sport" (Valérien) zu zerstören drohte. Für seine Arbeit ist Valérien mit zahlreichen Fernsehpreisen ausgezeichnet worden.

In seinem Leben hat der Sohn eines Pressefotografen jedoch früh lernen müssen, Schicksalsschläge zu ertragen. Das habe ihn geprägt, sagte er. Als er 15 Jahre alt war, starb seine Mutter bei einem Autounfall, ein Jahr später erlag sein Vater einem Herzleiden. Valérien wuchs mit seinen drei Geschwistern beim Großvater auf. 1942 wurde er zum Kriegsdienst bei den Gebirgsjägern einberufen und geriet 1945 in US-Gefangenschaft. Mit seiner Frau Randi hatte er zwei Töchter, Tanja und Laila. Die jüngere, Laila, starb 2007 mit 42 Jahren an Brustkrebs. "Das war ein furchtbares Erlebnis. Ein Kind darf nicht vor seinen Eltern gehen. Dennoch will ich nicht undankbar mit meinem Leben sein", hat Valérien vor ein paar Jahren in einem Interview mit dem Abendblatt erzählt. "Mir sind viele Träume erfüllt worden. Ich habe meine Frau gefunden, die ein Geschenk des Himmels ist. Ich durfte einen interessanten Beruf ausüben und bin im fortgeschrittenen Alter immer noch aktiv, körperlich wie geistig. Wenn der liebe Gott mich eines Tages zu sich holt, komme ich in Frieden."