Hamburg. Interkultur ist das Thema am Mittwochabend beim Festival 150 % Made in Hamburg, und das in erstaunlich frischen, auch frechen Zugriffen. Wunderbar gelingt das den drei blutjungen Performern des Schweizer Kollektivs Neue Dringlichkeit, die das Politische in der Kunst suchen und es häufig im Privaten finden.

Christopher Kriese und Miriam Walther Kohn reflektieren in "Brazilification" in der Gastspielreihe ihren Status als Weltenwanderer, beide lebten einige Jahre als Kinder teils wohlhabender europäischer Arbeitsmigranten in Brasilien, zwischen vor der Küste kreuzenden Privatkatamaranen und Favelas und spürten die Gegensätze. Marcel Grissmer bereiste den Kontinent als Aussteiger auf Liebeskummerflucht. Jetzt mixen die drei Caipirinhas und erhitzen sich über ihr Leben und die absurden Verhältnisse, denen nur noch mit Ironie beizukommen ist. Trotz des unfertigen Charakters eine echte Entdeckung.

Noch etwas holzschnittartig, aber durchaus mit erkennbarem Potenzial nähert sich der junge Regisseur Dan Thy Nguyen dem Thema Interkultur in seiner Performance "Le Chantier". Einem Dokumentartheater im doppelten Sinne. Thy Nguyen gibt Hamburgern mit Migrationshintergrund eine Stimme, indem er ihre Texte wiederum von vier Jungdarstellern mit vergleichbarer Vita sprechen lässt. Zwar gehen Rollentexte und persönliche Statements der Schauspieler etwas durcheinander. Dennoch, die Lebensnähe und Authentizität des Geschilderten überzeugt. Bis Sonntag gibt es noch viel zu entdecken bei 150 % Made in Hamburg.

150 % Made in Hamburg Hundstage 13.10., 19.00, Opera Stabile, Die Fliehenden Hafen oder das schwarze Ei 13.10., 21.00, Bunker Feldstr. 66, Taxi 13.10., 21.00, Thalia in der Gaußstraße, Die Azubis: Survival Of The Artist 14.10., 20.30, Hamburger Botschaft; Infos: www.festival150prozent.de