Goran Bregovic huldigt am 11. Oktober erneut seinem tanzbaren Balkan-Pop

Überall ist heute Balkan. In Style, Party und Beats. Nicht nur im hippen Berlin sind die Ost-Polka-Partys der absolute Renner. Das Umpta Umpta, quietschende Bläsersätze, frohgemute Rhythmusgruppen sorgen für entfesselt gute Laune. Ein früher Vorreiter des angesagten Balkan-Trends ist Goran Bregovic. Mit seiner Wedding and Funeral Band gibt er seit Dekaden den nimmermüden Zeremonienmeister der Ekstase. Sein Markenzeichen sind Bläser, Geigen, Akkordeon und folkloristisch gefärbte, sehnsuchtsvolle Gesänge.

Mit ihnen sorgt er regelmäßig für garantiert hochenergetische Tanzabende. So auch am 11. Oktober bei einer Stippvisite in der Laeiszhalle. Weil Weltmusik schon lange nicht mehr als Soundtrack für einige wenige Abenteuerlustige gilt, ist das Konzert Teil der neuen Reihe "Around The World", die die Elbphilharmonie Konzerte und die Karsten Jahnke Konzertdirektion gemeinsam ausrichten.

Bregovics aktuelles Werk heißt "Alkohol", was ein bisschen seltsam anmutet, trug doch noch das Presseexemplar den Titel "Champagne For The Gypsies". Da haben sich die Macher wohl kurzfristig eines anderen besonnen. Der Inhalt kommt natürlich fröhlich wie immer daher, geradezu vorpreschend, dabei traditioneller als zuletzt. Mit viel Umpta-Umpta, glückstrunkenen Chören und halsbrecherischen Rhythmen.

Eine fröhliche und lebensbejahende Musik sollte es sein nach dem Willen des 62-jährigen Komponisten und Musikers. Doch auch Gäste wie etwa die Gipsy Kings bestimmten so manches Tempo. Die offensive Feier der Gypsies hat aber durchaus auch einen nachdenklichen Hintergrund. "Das Album erscheint zu einem Zeitpunkt, da die Gypsies, also Roma, viele Probleme haben - und das in ganz Europa: Die schmeißen sie raus aus Italien, aus Frankreich, sie werden mies behandelt auf dem Balkan, ihre Häuser werden angezündet, sie werden geschlagen", sagt Goran Bregovic. Mit seinem Album möchte er auf das Unrecht, begangen von höchsten politischen Stellen, aufmerksam machen.

Insofern ist "Alkohol" auch eine politische Widerstandsplatte. Gewiss, wer beim Tempo von "Venzinatika" auf der Tanzfläche mithalten will, muss Propellerbeine haben. In "On The Back Seat Of My Car" schlägt Bregovic auch melancholische Töne an. "Gas Gas Gas" ist das Ergebnis eines musikalischen Wettstreits zwischen Bregovics Kapelle und Shantel, seit Jahren Aushängeschild für erfolgreiche schweißtreibende Balkan-Partys auch in Hamburg. In "Streets Are Drunk" taumeln die Posaunen dann wieder im Vollrausch eines zaghaften Glücks.

Bregovic, der sich als Sohn eines Kroaten und einer Serbin "Jugoslawe" nennt, begann 1966 mit 16 Jahren als Bassist in einer Amateurband, 1974 gründete er mit Bjelo Dugme die populärste Rockband des einstigen Jugoslawien. Seit Ende der 1980er-Jahre feierte er mit seiner Filmmusik für Regisseur Emir Kusturica weltweite Erfolge. Seine Melodien zu "Time of the Gypsies" (1988), "Arizona Dream" (1993) sind längst Klassiker, häufige Verwendung etwa als Bühnenmusik findet auch seine Komposition "Kalasnjikov" aus dem Film "Underground" von 1995.

Da mischen sich Rock und Polka mit jiddischen Klezmerklarinetten, Electrobeats mit Frauenstimmen zu einem brodelnden Klangkosmos. Für Bregovic trägt die Rockmusik so viel Traditionelles in sich, weshalb sie damals in ganz Jugoslawien funktioniert habe. "Meine Musik ist zutiefst lokal geprägt und funktioniert doch über Grenzen hinweg. Das ist das Schöne an Musik im Allgemeinen, im Gegensatz zur Sprache. Musik kennt keine Grenzen."

Das erklärt auch, weshalb die Klänge des Goran Bregovic bei uns seit Jahren eine wachsende Balkan-Fangemeinde betören und für volle Hallen sorgen. Seit 1998 gibt er mit seinem Wedding and Funeral jährlich an die 100 Konzerte. Demnächst in Hamburg.

Goran Bregovic & His Wedding and Funeral Band 11.10., 20.00, Laeiszhalle (U Gänsemarkt), Johannes-Brahms-Platz, Karten von 15,15 bis 51,45 im Vvk.; www.goranbregovic.rs