Kampnagel. Die siebte Ausgabe der Hamburger Klangwerktage widmet sich einem Thema, das selbst für manche Freunde zeitgenössischer Musik wie ein Buch mit sieben Siegeln wirkt: Mikrotöne. Wie klingt dieses sehr Kleine, fein Verästelte? Wie klingt Musik unterm Mikroskop? Tatsächlich offenbart die Welt der Töne bei näherer Betrachtung ein viel reicheres Leben, als es das im Westen herrschende System der zwölf gleich weit voneinander entfernten Halbtöne ahnen lässt. Jeder Ton ist wie weißes Licht, das, durch ein Spektrum geschickt, alle Farben des Regenbogens zeigt. Und ins kleinste westliche Intervall, die kleine Sekunde, passen jede Menge Winz-Töne, mit denen sich eine fremdartige, ungewohnte und oft aufregende Musik erschaffen lässt.

Im zweiten Konzert am morgigen Eröffnungstag widmet sich das Ensemble Mosaik aus Berlin den sogenannten Spektralisten um den früh verstorbenen Franzosen Gérard Grisey. Es erklingt Musik von ihm, von Klaus Lang, Georg Friedrich Haas und Enno Poppe. Anschließend zerlegt das Ensemble Decoder (Hamburg) in der "Experimentellen Saalschlacht" vermutlich weniger das knarrende Kampnagel-Mobiliar als die Erwartungshaltungen des Bequem-Hörers. Die HafenCity-Universität steuert eine Rauminstallation bei, die von Harfenklängen bespielt wird.

Dem ungarischen Komponisten und Kompositionslehrer György Ligeti gilt der zweite Schwerpunkt des Festivals. Seine Werke - ob für Orchester, Kammerbesetzung oder die menschliche Stimme - sind längst Mainstream; die Klangwerktage präsentieren außer seiner Musik auch die mancher Schüler und Enkelschüler, außerdem gibt es ein zweitägiges internationales Ligeti-Symposium. Zu den Interpreten zählen auch das Ensemble Resonanz, die Hamburger Symphoniker und der New Yorker Pianist David Holzman. Mikroskopisch bei den Klangwerktagen sind übrigens auch die Eintrittspreise.

Hamburger Klangwerktage Do 11.10., 17.00 (Eröffnung) bis Sa 13.10., Kampnagel (Bus 172, 173) Jarrestr. 20, Karten zu 15,-/erm. 8,-, Festivalpass zu 30,-/erm. 15,- unter T. 27 09 49 49