Wolf Haas' "Verteidigung der Missionarsstellung" (Verlag Hoffmann und Campe) ist ein sehr unterhaltsamer Roman. Haas, der promovierte Linguist, jongliert virtuos mit der Sprache, verwendet kunstvoll Wiederholungen, bringt sich als Autor in der Geschichte unter, fügt Regieanweisungen wie "Londonatmosphäre einfügen" hinzu oder lässt seinen zwischen 1988 und 2009 spielenden Plot in einzelne Bestandteile zerfallen. Sogar das Schriftbild gibt sich verspielt. Mal sind die Lettern riesig, mal wandern sie um die Ecke oder werden winzig klein, mal sind sie chinesisch. Doch die Leser sollten sich davon nicht irritieren lassen. Im Gegenteil. Die Geschichte von Benjamin Lee Baumgartner, der seinen indianischen Vater sucht und dabei eine Tochter findet, hält entzückende Beobachtungen fest. Der Held verliebt sich immer dann, wenn irgendwo eine Seuche ausbricht (Hühnergrippe, Rinderwahn, Schweinepest). Liebe macht den Kopf verrückt. Die Geschichte ist spannend wie ein Abenteuerroman.