Hamburg. Zwirbelbärte, Männerhaar in Pferdeschwänzen, Hosen und Jacken mit jeder Menge Knöpfen und Applikationen, schwarze Klamotten allüberall: Das CCH lud am vergangenen Freitagabend zum Schaulaufen für den stilvollen Goth in den besten Jahren. Schließlich galt es, die Wiederauferstehung des 16 Jahre lang tonstudioklinisch toten Duos Dead Can Dance zu feiern. Im Sommer hatten Lisa Gerrard und Brendan Perry, deren Gesangsstimmen auf archaische Weise auch die Polarität des Männlichen und des Weiblichen zelebrieren, mit "Anastasis" nach 16-jähriger DCD-Schaffenspause ein Album herausgebracht, das fugenlos an das bisherige Werk anschließt.

Gerrard, die über ihrem dunklen Samtkleid ein ebenso bodenlanges hohepriesterliches Schultertuch trug, das auch als Kostümierung für einen Retro-Science-Fiction-Film getaugt hätte, klöppelte bei manchen Songs auf zwei Zithern, die wie ausgebreitete Flügel eines aufgespießten Schmetterlings vor ihr lagen. Perry spielte manchmal auch Mandoline oder Gitarre. Gut zwei Stunden lang sang sich das (ok-)kultisch verehrte Duo über stoischen Beats, warmen Orgelpunkt-Bässen und wie in Zeitlupe sich gegeneinander verschiebenden Keyboard-Flächen durch die gewohnt erhaben bis pompös arrangierten neuen Songs sowie durch manche dunkle Perle des alten Repertoires.

Dabei zeigte Perry seine Affinität zu einer imaginären griechisch-arabischen Musik, die auch vor komplexen Rhythmen wie einem 18/4-Takt oder beständig alternierenden Dreier- und Vierermetren nicht zurückschreckt. Lisa Gerrard, halb Madonna, halb schwarzer Engel, sorgte ein ums andere Mal mit ihrem klaren, nur ausnahmsweise warmen Gesang, der sich gern in ein laserscharfes Keckervibrato hineinsteigert, für Gänsehaut. Manche Songs legten sich wie eine anthrazitfarbene Filzdecke um den Hörer - schützend und kratzig. Ein Hochamt für Freunde außerweltlicher Sakralmusik.