Matthias Hartmann, Intendant des Wiener Burgtheaters, bringt “Was ihr wollt“ in All-Star-Besetzung nach Hamburg.

Hamburg. "Es ist bei Weitem das lustigste Stück Shakespeares", schreibt der große Shakespeare-Forscher Harold Bloom über die Komödie "Was ihr wollt". Und er rät: "Das Stück sollte in jener frenetischen Hektik gespielt werden, die zu dieser Gesellschaft von Irren und Spinnern passt."

Am Wiener Burgtheater hat man die Gesellschaft der Liebes-Irren und überdrehten Spinner in entfesselte Komik getrieben und damit "einen Publikumsknüller" inszeniert, wie der Regisseur und Intendant des Burgtheaters, Matthias Hartmann, erzählt. Die besten deutschsprachigen Bühnenkomiker geben sich einer fast schrankenlosen Spiellust hin: Nicholas Ofczarek, Sven-Eric Bechtolf, Joachim Meyerhoff, Michael Maertens und Maria Happel brillieren in einer "Allstar-Komödie", wie "Die Zeit" ihre Rezension der Aufführung überschrieb. Die Inszenierung sei "ein Publikumsbelohnungsspiel", sie ist nun zu Gast beim Hamburger Theaterfestival.

Hartmann, der früher in Hamburg inszeniert hat, bringt mit Michael Maertens, Sven-Eric Bechtolf und Joachim Meyerhoff ehemalige Hamburger Publikumslieblinge mit. Und Nicholas Ofczarek, der meist prämierte Schauspieler seiner Generation, ist sowieso in jeder Rolle ein berserkerndes Bühnenwunder. Man staunt, dass so viele Solospieler so glänzend miteinander harmonieren. Es ist der Spaß am Spiel. "Jeder der Komiker hat mit unglaublichem Respekt und viel Neugier beobachtet, was die anderen treiben", sagt Regisseur Matthias Hartmann. "Einige sind dreiste und unbeschreiblich schamlose Komiker, andere sind radikal, trocken. Sie ergänzen sich aufs Schönste und haben eine eigene Erzählform gefunden." Hartmann bewundert, dass sie "nichts zeigen, was man beispielsweise von Walter Matthau und Jack Lemmon oder von Dick und Doof kennt. Sie erfinden gemeinsam ständig Neues. Alles passiert sehr spontan und wirkt wie aus dem Ärmel geschüttelt. Aber das ist Hochleistungssport."

Matthias Hartmann erzählt, dass er selbst die Proben zu "Was ihr wollt" in Wien gelegentlich unterbrechen musste, "weil ich vor Lachen geweint habe. Wo das Stück ernst wird, war es dann richtig schwierig, wieder damit aufzuhören."

Die Aufführung voller Brachialkomik und Slapstick könnte man wohl nach anderen Bühnenkrachern "Ein Käfig voller Narren" oder "Der nackte Wahnsinn" benennen. In Wien werden die Schauspieler nach der Vorstellung schon mal gefeiert wie nach einem Popkonzert.

Matthias Hartmann, der auch beim vierten Hamburger Theaterfestival wie in jedem Jahr mit einer Inszenierung dabei ist, gastiert gerne in Hamburg: "Beim Theaterfestival", sagt er, "hat sich ein eigenes Publikum herauskristallisiert, das mit der Bereitschaft und der Lust auf Ereignisse ins Theater kommt und dabei der Auswahl der Festivalmacher vertraut. Wir an den Theatern sind ja verpflichtet, ständig Neues auszuprobieren, das Publikum an Peripherien zu führen und auszuloten, wie weit wir gehen können. Was nicht immer gelingen muss. Ein Festival dagegen kann es sich leisten, nur die Sahne abzuschöpfen. Darin liegt der Reiz für das Publikum." Er weiß auch: "Das Hamburger und Wiener Publikum haben viel gemeinsam. Beide verstehen viel vom Theater, bilden sich ihr Urteil selbst. Die Situation in Wien ist natürlich etwas großzügiger und komfortabler." Schließlich ist das Burgtheater das am besten subventionierte Theater der Welt.

Möglicherweise ist es auch das am besten besuchte: Im vergangenen Jahr kamen 440 000 Zuschauer. Das ist die höchste Zahl, seitdem im Burgtheater die Besucher gezählt werden. Was aber ist neben einem großartigen Ensemble das Geheimnis eines erfolgreichen Theaters? "Die Theater müssen zeigen, dass sie lebensnotwendig sind, dass sie gebraucht werden", sagt Matthias Hartmann. "Das ist unsere Aufgabe. Wir müssen die Zuschauer mit sinnlichen Theatererlebnissen verführen. Dann gehen sie auch mit, wenn es mal schwierig wird."

"Was ihr wollt", 8.10., 19.30, 9.10., 19.00, Hamburgische Staatsoper, Karten zu 12,- bis 69,- unter T.: 35 68 68 und bei allen bek. Vorverkaufsstellen