“Stresstest Deutschland“: Zwei Abende lang Bärbeißiges zur Lage der Nation

Lustspielhaus. Seit es deutlich mehr Comedians als Kabarettisten gibt, kann ein politischer Kabarettist wie Arnulf Rating nur gewinnen. Wo andere blödeln, kann er richtig beißen. Rating, unter anderem mit dem Deutschen Kleinkunstpreis ausgezeichnet und regelmäßig Gast in diversen Kabarettsendungen wie "Neues aus der Anstalt" und "Intensiv-Station", gehört zu den wichtigsten und schärfsten Politkabarettisten Deutschlands. In verschiedenen Rollen kommentiert er das Zeitgeschehen, in Hochgeschwindigkeit kalauert er sich durch aktuelle Zeitungsschlagzeilen wie "Nehmt den Griechen den Euro weg", indem er fragt: "Haben die noch einen?"

1977 zählte Rating zu den Mitbegründern der Berliner Anarcho-Kabarett-Truppe Die 3 Tornados, die überall dabei waren, wo es um Atomkraftwerke, Start- oder Autobahnen ging. Seit 20 Jahren tritt der 60-Jährige, der in Mühlheim an der Ruhr geboren wurde, mit Soloprogrammen auf. Bärbeißig analysiert er die Bundesrepublik und das politische Geschehen im Besonderen. Sein ätzender Redeschwall nimmt leeres Politgeschwätz und den Staat aufs Korn. "Ich soll den Ärger rauslassen, sonst geht er aufs Herz", sagt Arnulf Rating. "Meine Familie hört mir schon nicht mehr zu. Aber beim Kabarett zahlen die Leute sogar dafür. Ich nehme diesen Auftrag ernst und gebe wertvolle Anlagetipps: Investieren Sie in Humor. Das lohnt sich. Das sage ich als eine der ältesten Rating-Agenturen in Deutschland."

Mit "Stresstest Deutschland" präsentiert er nun sein zehntes Soloprogramm im Hamburger Lustspielhaus. Rasch wechselt Rating die Rollen und wettert mal als Krankenschwester Hedwig, mal als Arzt oder als Wutbürger ("In Stuttgart 21 hat alles angefangen, was dann in Tunesien und Ägypten weitergegangen ist") über Berlin, die Deutschland- und Weltpolitik, über gierige Banker, die Medien und das System ganz allgemein. Seinem Vorzeige-Proll, einem Fahrer, geht es gut: "Ich hab jeden Tag ein Fünf-Gänge-Menü - Currywurst und vier Pils."

Zu fast allen Gastspielen reist Arnulf Rating mit dem Zug an: "Ich mache ja das Modell armes Theater - das muss alles in einen Koffer passen." Andere gehen ins Fitnessstudio, er hetzt mit Bühnenbild, Requisiten und Kostümen im Handgepäck über deutsche Bahnhöfe. So bleibt er immer nah dran am ganz normalen Alltag.

Arnulf Rating: "Stresstest Deutschland" 5./6.10. jew. 20.00, Lustspielhaus (U Hudtwalckerstraße), Ludolfstraße 53, Karten zu 22,- bis 26,-/erm. 16,- unter T. 55 56 55 56 und vvk@almahoppe.de