Das Unternehmen mit Sitz in Berlin ist erst vor zwei Jahren angetreten, der Deutschen Presseagentur Konkurrenz zu machen

Größer, schneller, exklusiver - das schien bislang das Motto der dapd-Eigentümer und Privatinvestoren Martin Vorderwülbecke und Peter Löw zu sein, die sich im Jahr 2010 aufgemacht hatten, die Deutsche Presse-Agentur (dpa, die jährlich rund 90 Millionen Euro umsetzt) anzugreifen. Nun wurde bekannt, dass die dapd nachrichtenagentur und die dapd nachrichten Insolvenz angemeldet haben. Weitere sechs Gesellschaften des Nachrichtenagenturbereichs sollen heute folgen.

Dabei hatte die dapd erst vor rund einer Woche für Schlagzeilen in der Medienbranche gesorgt mit der Nachricht, den eigenständigen Promidienstleister "Spot on news" an den Start zu bringen, der mit exklusiven Geschichten jenseits von Hollywood - also von Christine Neubauer bis Michelle Hunziker - punkten will. Zum 1. April dieses Jahres hatte dapd, der man bislang beinahe chronisches Wachstum unterstellen konnte, die Bildagentur Picture Press vom Hamburger Großverlag Gruner + Jahr übernommen. Als einen "ausgesprochen aggressiven Akteur" wurde die Agentur zuletzt von der "Süddeutschen Zeitung" bezeichnet, "der die Konkurrenten auf dem deutschen Markt mit allen möglichen Mitteln und vor allem durch Expansion angreift".

Von Angriff kann erst mal keine Rede mehr sein. 299 Mitarbeiter der 515 Mitarbeiter der dapd-Gruppe sollen von den Insolvenzanträgen betroffen sein. Die jeweiligen Gesellschaften hätten bereits die September-Gehälter nicht mehr überweisen können, teilte die Düsseldorfer Sozietät Metzeler des neuen alleinigen Geschäftsführers der acht Gesellschaften, Wolf von der Fecht, mit. Für den Zeitraum bis Ende November erhielten die Mitarbeiter somit Insolvenzgeld von der Bundesagentur für Arbeit.

Am vergangenen Dienstag wurden die überraschten Mitarbeiter in einer kurzfristig einberufenen Betriebsversammlung über die Insolvenz informiert. Nach Angaben von Teilnehmern schilderte Miteigentümer Vorderwülbecke, dass er und Löw monatlich rund eine Million Euro aufgebracht hätten, um den Betrieb der Agentur zu sichern. Doch seien die Kunden bis zuletzt nicht bereit gewesen, für die angebotenen Agenturdienste einen angemessenen Preis zu zahlen.

Die Gewerkschaft Ver.di appellierte an die Gesellschafter und den Insolvenzverwalter, so viele Arbeitsplätze wie möglich zu erhalten. Das Unternehmen müsse die Insolvenz für einen Neustart nutzen. Künftig sollten die Gesellschafter "genau schauen, wo nicht unbedingt das günstigste Angebot überzeugt, sondern ein vor allem qualitativ hochwertiges", sagte Cornelia Haß, Bundesgeschäftsführerin der Deutschen Journalistinnen- und Journalistenunion (dju) bei Ver.di.

Der Bundesvorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV), Michael Konken, sprach von einer "kritischen Situation" für die Mitarbeiter. Er hoffe aber, dass die Nachrichtenagentur gestärkt aus dem Insolvenzverfahren herausgehen werde. Ohne dapd würde "die Vielfalt in der Medienlandschaft schmelzen". Tatsächlich stellt sich - neben der Zukunft der Mitarbeiter - die dringliche Frage, wer künftig dem Platzhirschen dpa Konkurrenz machen wird im Agenturgeschäft, sollte es nicht gelingen, für die dapd eine Perspektive auf dem deutschen Agenturmarkt zu finden, der als einer der am härtesten umkämpften weltweit gilt.

Das nun eingeleitete Insolvenzverfahren betrifft insgesamt acht Berliner Gesellschaften der dapd-Gruppe. Neben der dapd nachrichtenagentur und der dapd nachrichten handelt es sich dabei um die dapd Sport GmbH, die dapd Video GmbH, die dfd Foto Service GmbH, die News and Medien Service Exklusiv GmbH, die dapd International Service GmbH und die dapd Korrespondenz und Recherche GmbH. Die Nachrichtenproduktion will die Agentur "wie bisher fortsetzen".

Chefredakteur Cord Dreyer, bisher neben Vorderwülbecke im Vorstand der dapd media holding AG, ist mittlerweile aus der Unternehmensführung ausgeschieden. Er wurde jedoch von seinen Vorgesetzten gebeten, weiter als Chefredakteur beratend zur Verfügung zu stehen.