In Jay Roachs Satire zur US-Präsidentschaftswahl “Die Qual der Wahl“ mit Will Ferrell ist die Fremdschäm-Skala nach oben offen.

Schon das dem Film vorangestellte Zitat (des einstigen Präsidentschaftskandidaten Ross Perot) macht deutlich, worauf es in den folgenden anderthalb Stunden hinauslaufen wird: "Im Krieg gibt es Regeln, beim Schlammcatchen gibt es Regeln. Nur in der Politik gibt es keine." Eine desillusionierende Lektion in politischer Korruptheit hauten zuletzt George Clooney und Ryan Gosling in "Ides of March" dem Kinozuschauer um die Ohren. Produzent und Regisseur Jay Roach ("Meine Braut, ihr Vater und ich") knüpft sich in "Die Qual der Wahl" nun den Politikbetrieb mit einer saftigen Portion Humor vor. "Wir zeigen einfach nur auf lustige Art, wie die Wurst gestopft wird", sagt Hauptdarsteller Zach Galifianakis.

Im 14. Wahlbezirk in North Carolina, der bislang nicht auf der Liste der politischen Hochburgen des Landes stand, liefern sich der hinterwäldlerische Reisebüroangestellte Marty Huggings (Galifianakis mit Strickpullunder) und der von Sexaffäre zu Bestechungsskandal schlingernde Abgeordnete Cam Brady (Comedy-Star Will Ferrell), ein Meister der Worthülsen, eine auf der Fremdschäm-Skala nach oben offene Schlammschlacht auf dem Weg zum Senat. Babykopftätscheln, Schlangenbauchtanz und Brummen im Kirchenchor - kein Weg ist zu steinig auf der Wählerstimmenjagd; kein Tabu, das sich nicht auf billige Tour brechen ließe. So ranzt sich Marty an den Sohn des Kontrahenten ran (TV-Slogan: "Marty Huggings - Der Vater, der Cam Brady nie sein wird"), dieser wiederum verführt Martys gefrustete Ehefrau. Alles vor laufender Kamera und Millionenpublikum, versteht sich.

"Die Qual der Wahl" ist eine ausgeflippte Satire über den US-Politikbetrieb, die nicht nachdenklich über sein Sujet macht, aber den amerikanischen Wahlkampf als eine gigantische PR-Maschinerie entlarvt, in der es sehr viel um Eitelkeit und gekaufte Stimmen geht, wenig um Inhalte und am allerwenigsten um Moral. "Falls der Film eine Botschaft hat, dann diese: Wir sind alle im Arsch", sagt Galifianakis.

Bewertung: annehmbar

"Die Qual der Wahl" USA 2012, 85 Min., ab 12 J., R: Jay Roach, D: Will Ferrell, Zach Galifianakis, Jason Sudeikis, täglich im UCI Othmarschen-Park/Wandsbek; www.DieQualDerWahl-derFilm.de