Nach zwei Monaten Sommerpause ist sonnabends wieder “Marktzeit“ in der Altonaer Fabrik

Als Marie Biermann, 32, für zwei Jahre in Kapstadt lebte, hat sie sich dort an einem Ort besonders wohlgefühlt: immer wieder sonnabendvormittags auf dem "Nachbarschaftsmarkt", zwischen den vielen Verkäufern mit ihrem bunten Angebot aus selbst gemachten Produkten der Region. Etwas mehr als ein üblicher Wochenmarkt, denn immer konnte sie dort Neues entdecken und naschen. Warum gibt es das eigentlich nicht bei uns?, fragte sich die Hamburgerin und machte sich nach ihrer Rückkehr gleich mit ihrem Bruder Max Schittek, 28, an die Umsetzung. Ein Jahr hat es gedauert, bis Konzept, Ort und erste Aussteller der Region organisiert waren, dann öffnete das Geschwisterpaar an einem Sonnabendmorgen seine "Marktzeit" in der Fabrik. Nun ist die zweimonatige Sommerpause vorbei, und ab Sonnabend darf wieder probiert, geguckt und eingekauft werden. Und dieser Besuch lohnt sich!

An die 35 Aussteller werden ihre Kisten und Autos entladen, um zu zeigen, woran ihr Herz hängt. Hier steht der Hersteller direkt hinter seinen Produkten, und wahrscheinlich reißen sich die Aussteller zusammen, um nicht vor Stolz ihre Brust aufzupumpen. Aber man merkt es ihnen doch an: All diese Menschen verkaufen nicht nur, die machen ihren Job mit Leidenschaft.

Da grinst der Holzofenbäcker mit seinen dicken Brötchen und dem duftenden Brot, da erklärt der Obstbauer noch begeistert, wie der Apfelsaft entsteht, und die Französin, die ihre kleinen Küchlein gebacken hat, guckt gar ein wenig verliebt auf ihr Ergebnis. Eine Jugendgruppe aus Blankenese verkauft Fair-Trade-Tee; um etwas Gutes zu tun, haben sie extra einen Kredit aufgenommen, dann eine Tonne Tee von Indien nach Deutschland importiert, nun verkaufen sie 250 Gramm für 7,50 Euro.

Für viele Menschen aus Ottensen und Altona gehört der Markt bereits zu ihrem Wochenend-Ritual, denn hier sind nicht nur alle Grundnahrungsmittel in Bio-Qualität erhältlich, es erwarten den Besucher auch andere gute Überraschungen. Nehmen wir das Frühstück: Für nur 9 Euro gibt es ein Heißgetränk und dazu einen Korb wie bei Rotkäppchen, in dem lauter Produkte der Aussteller liegen; Brötchen, Bio-Bergkäse, feinster roher Schinken oder das "Glück im Glas", eine Art Nachtisch, mal anders präsentiert. Auf den Tischen stehen Karaffen mit Wasser und Orangen- oder Zitronenscheiben. Es ist die Liebe zum Detail und die lebendige Stimmung, die den Gast entzücken.

Frühmorgens ist noch Ruhe beim Essen, ab 11 Uhr wird es in der Fabrik rummelig und die Schlange zu den Frühstückskörben länger. Aber genau dann startet zur Ablenkung auf der Bühne auch die Livemusik mit einem jede Woche wechselnden Künstler aus Hamburg. So kann es auch dem Nudel- oder Suppenverkäufer und dem Herrn, der ununterbrochen Pancakes backt, nicht langweilig werden. Für Kinder steht in einer Ecke ein Maltisch mit einer anwesenden Pädagogin, aber die meisten Kleinen laufen irgendwann doch an die Bühne und tanzen.

Es ist wohl an der Zeit, es mal aufzuschreiben: Danke, Marie!

"Marktzeit" immer Sa 9.30 - 14.30, Fabrik (S Altona + Bus 150), Barnerstr. 36, Eintritt frei