Das Festival “150% Hamburg“ zeigt herausragende Arbeiten der Freien Theaterszene - die nur mit viel Idealismus entstehen können.

Wer in der freien Theaterszene arbeitet, nimmt einiges auf sich: prekäre Bedingungen und den ständigen Kampf mit der Antragsbürokratie um Fördergelder. Viel Idealismus ist nötig, das aufzuwiegen, der Kampf schafft aber auch Freiraum für Innovation.

Seit 2005 präsentiert das Festival "150 % Hamburg" herausragende Arbeiten aus der freien Szene der Stadt. In diesem Jahr sind es so viele wie noch nie. Ermöglich durch erhöhte Zuwendungen durch die Kulturbehörde und private Förderer. Das Leitungsduo aus Christian Concilio und Tatjana Dübbel setzt diesmal auf mehrere Sektionen: einen Wettbewerb als "Best-Of"-Werkschau Hamburger Produktionen, ein Panorama mit vielversprechenden Talenten und Formaten, ein Stipendiatenprogramm genannt "Debutantes Ballroom" und drei Gastspiele.

Vom 4. bis 14. Oktober sind 17 Produktionen zu sehen, ergänzt um die Ausstellung "Brenne und sei dankbar" im Festivalzentrum an der Großen Bergstraße, Treffpunkt zum Austausch und gemeinsamen Feiern.

Carsten Brandau bringt am Eröffnungsabend in "Wir sind nicht das Ende" eine Liebesbeziehung und den Terroranschlag vom 11. September 2001 überzeugend zusammen. In der Regie von Frank Abt spielen Stephanie Schadeweg und Jörg Kleemann (4.10., 19 Uhr, Treffpunkt Festivalzentrum). Aus Motiven des Sidney-Lumet-Streifens kreiert Gero Vierhuff in "Hundstage" (13.10., 19 Uhr, Opera Stabile) einen Abend über zwei Glückssucher und einen gescheiterten Banküberfall.

Das Duo Meyer & Kowski schickt den Ex-Thalia-Schauspieler Felix Knopp in "Das Houdini-Gen" (12.10., 21 Uhr, Garage/ Thalia in der Gaußstraße) auf einer erzählerische Reise, in der er mal zum Entfesselungskünstler, mal zum Bildermacher wird. Mit aufsehenerregenden Produktionen, die sich mit dem Wandel des urbanen Lebens beschäftigen, haben sich Kai Fischer und Christopher Weiß, bekannt als Die Azubis, einen Namen gemacht. In "Cityswap" (6./7.10., jew. 18.30 Uhr, Anmeldung unter cityswap@gmx.de ) laden sie zu besonderen Erkundungen der höchst gegensätzlichen Kieze St. Pauli und HafenCity.

In der Panorama-Reihe liefern Die Azubis gleich noch mit "Survival Of The Artist" (14.10., 20.30 Uhr, Hamburger Botschaft) einen performativen Kommentar zur Künstlerexistenz. Für einen Abend nach Tschechow bringt Johannes Ender zwei Schauspieler in "Das Duell" (12.10., 19 Uhr, Kulturhaus 73) zusammen. Pheline Roggan, Denis Moschitto und Thomas Ebermann kreieren eine szenische Lesung nach "Der Geldkomplex" der aus bürgerlichen Verhältnissen stammenden Rebellin Franziska zu Reventlow. Ihr Stück am 7.10. (19 Uhr) im Monsun heißt "Glück kann nicht sparsam sein". Mehr Theater geht nicht. Und mehr Hamburg.

"150 % Hamburg" 4.-14.10., diverse Spielorte; Karten zu 3,- bis 20,- unter T. 36 19 65 49 (AB) und unter www.festival150prozent.de