Wer das französische Kino der tiefen Blicke und bedeutungsvollen Worte mag, der kommt an Mia Hansen-Løves Film nicht vorbei.

Camille, 15, und Sullivan, 19, lieben sich. Mit einer leidenschaftlichen Unbedingtheit, die wohl auch eine Frage der Jugend ist. Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt - das allerdings trifft vor allem auf Camille zu, die noch viel mehr von Sullivan will, als der zu geben bereit ist. Ihr reicht die Beziehung, das Zusammensein, er jedoch träumt von der großen weiten Welt, will seinen Platz erst einmal finden. Und dazu für ein Jahr durch Südamerika reisen. Für seine Freundin eine Katastrophe. Sie könne nicht leben ohne ihn, sagt sie und unternimmt tatsächlich einen Suizidversuch. Doch es ist wie überall: Die Zeit heilt alle Wunden, auch die von Camille, die irgendwann den Verlust verwindet, ein Architekturstudium beginnt, sich dabei in ihren Dozenten verliebt, nur um dann, nach Jahren, Sullivan noch einmal wiederzutreffen.

Mia Hansen-Løve, vor zwei Jahren mit ihrem Drama "Der Vater meiner Kinder" erstmals aufgefallen, hat einen wunderbar zarten Liebesfilm gedreht, der maßgeblich vom Gesicht der Hauptdarstellerin Lola Créton geprägt ist. Wir erleben die Geschichte, die emotionale Achterbahnfahrt, gemeinsam mit ihr. Sind mal genervt von ihrer theatralisch aufgeladenen Leidensmiene und fühlen dann doch wieder mit, etwa wenn nach langen Wochen, in denen jeden Tag ein Brief von Sullivan kam, der Briefkasten plötzlich leer bleibt. Und dieser spürbare Stich ins Herz sich ein ums andere Mal wiederholt.

Wer das französische Kino der tiefen Blicke und bedeutungsvollen Worte mag, wer starke, unverbrauchte Darsteller sehen möchte, die am süßen Vogel Jugend auch mal verzweifeln und dann doch ihren eigenen Weg finden, kommt an "Un Amour de Jeunesse" nicht vorbei.

Bewertung: empfehlenswert

"Un Amour de Jeunesse" F 2010, 110 Minuten, ab 6 J., R: Mia Hansen-Løve, D: Lola Créton, Sebastian Urzendowsky, Magne-Havard Brekke, So-Di im 3001; www.peripherfilm.de