Hannelore Hoger und Peter Sattmann flirten in “Love Letters“ auf Distanz

St.-Pauli-Theater. In Zeiten von Facebook und Twitter gilt Briefeschreiben als passé oder Nostalgie pur. Melissa, die Protagonistin in A. R. Gurneys "Love Letters", ist ihrer Zeit schon etwas voraus, denn sie greift lieber zum Telefonhörer als zur Füllfeder - im Gegensatz zu ihrem Briefpartner Andrew. Die Kinder aus Elitefamilien an der amerikanischen Ostküste kennen sich seit der Schulzeit. In ihren Dialogen auf sicherer Distanz spiegelt der Autor zwei unterschiedliche Lebensläufe über 50 Jahre hinweg. Hannelore Hoger und Peter Sattmann geben in Alfred Kirchners Inszenierung das ungleiche Paar.

Sie spielen die Briefe komisch und pointiert aus, skizzieren präzise den Wandel der unterschiedlichen Charaktere in den verschiedenen Altersphasen. Die Hoger zeigt von Anfang an Melissas Widerspruchsgeist und unkonventionelle Künstlernatur mit rauer Herzlichkeit und sarkastischem Humor. Sattmann ist ihr idealer Gegenpart, zeichnet mit leiser Ironie den rationalen Erfolgsjuristen, der das Gefühlschaos scheut, aber doch erkennt: "Sie war das Herz meines Lebens."

Was uns beim Gestammel von Chatten, Mail-Posten und SMS-Tippen droht verloren zu gehen, führen die glänzenden Schauspieler souverän vor: das geistreiche Spielen mit Sprache und das Ordnen der Gedanken und Gefühle beim Briefe schreiben.

"Love Letters" Mi 3.10., 20.00, St.-Pauli-Theater (S Reeperbahn), Spielbudenplatz 29, bis 11.10., Karten zu 15,70 bis 41,- bei allen Hamburger Abendblatt-Ticketshops und unter T. 30 30 98 98