Hamburg. Amerika trauert um einen großen, erfolgreichen Verleger: Arthur Ochs "Punch" Sulzberger starb am vergangenen Sonnabend in seinem Haus in Southampton (New York) im Alter von 86 Jahren. Seine mutigste publizistische Tat beging er im Jahr 1971, als er sich entschloss, in seiner Zeitung, der "New York Times", von der Regierung als streng geheim eingestufte Dokumente zum US-Engagement im Vietnamkrieg zu veröffentlichen. Lückenlos dokumentierte die Tageszeitung, die nicht nur Sulzberger damals für die bedeutendste der Welt hielt, die "Pentagon-Papiere", aus denen ersichtlich wurde, mit welchen Unwahrheiten und Lügen die Regierung den Krieg gegenüber dem Volk zu rechtfertigen suchte.

"Punch" Sulzberger, Enkel von Adolph Ochs, der die "New York Times" 1896 übernommen und groß gemacht hatte, kam 1926 zur Welt. Er diente in der US-Marine, und zunächst hielt man ihn kaum für geeignet, die Geschicke des Blattes zu leiten. Doch ab 1963 führte Sulzberger die "New York Times". Er kaufte kleinere Zeitungen und Fernsehsender auf und erweiterte den Umfang des meinungsbildenden Blattes in den 70ern um anzeigenträchtige Sektionen wie Wohnen und Freizeit. Obwohl konservativer als seine Redaktion, gab "Punch" die Richtung des Blattes nicht vor. Lieber schrieb er gelegentlich unter dem Pseudonym "A. Sock" Leserbriefe. Als der auch für seinen Witz geschätzte Chef 1998 die Leitung an seinen Sohn abgab, hatte er das Verlagsvermögen um das 25-Fache gesteigert.