Ein einziges Mal nur will er ihn abgenommen haben, und das auch nur, weil er musste. Da unterzog sich Harry Rowohlt einer Operation, und der sein Gesicht seit jeher umwallende Bart durfte nicht bleiben - zu gefährlich bei der Sauerstoffzufuhr während der Narkose. Kaum erwacht, ließ Rowohlt, 67, den Bart wieder wachsen. Deshalb erwartet die Zuschauer auch heute im ausverkauften Thalia, wo Rowohlt aus Mark Twains Autobiografie liest, der allerseits bekannte und beliebte, haarige Anblick des Vorlesers, Übersetzers und Schauspielers aus Eppendorf.

Dem gern grantelnden Genie der Anverwandlung des britischen, irischen und amerikanischen Englisch ins Deutsche gehört entgegen landläufiger Annahme der Verlag, dessen Namen er trägt, nicht. Der Skepsis seines einst die Verlagsgeschäfte führenden Halbbruders Heinrich Maria Ledig-Rowohlt indes verdankt Harry Rowohlt seinen Einstieg ins Übersetzergewerbe.

Den für unübersetzbar gehaltenen Kinderroman "Die grüne Wolke" des Apostels der antiautoritären Erziehung, A. S. Neill, brachte er 1971 derart vorzüglich ins Deutsche, dass das Buch auch deswegen ein Riesenerfolg wurde. Seither hat Rowohlt unfassbar viele Bücher übersetzt. Mit dem Trinken, das er auch gut konnte, hörte er vor fünf Jahren auf. Wegen einer fiesen Nervenkrankheit tun ihm dauernd die Füße weh. Zum Glück geht fast all seine Arbeit im Sitzen.