Hamburg. Es schien, als seien die drei großen Staatstheater-Baustellen für den Moment befriedet, als Kultursenatorin Barbara Kisseler den Ausgleich der Tariferhöhungen nach dem Schauspielhaus und dem Thalia bei der Vorstellung des nächsten Generalmusikdirektors Kent Nagano auch der Hamburgischen Staatsoper in Aussicht stellte. Auf einer Konferenz der Gewerkschaft Verdi mit Betriebsräten öffentlicher und privater Bühnen aus Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern jedoch machten diese deutlich, dass sie sich damit keineswegs zufrieden geben werden. Zumal die Probleme vielschichtig seien.

Zum einen gehe es Theatern wie in Schwerin oder Schleswig (eine seit mittlerweile einem Jahr geschlossene Spielstätte des Schleswig-Holsteinischen Landestheaters) an die Substanz. Besonders dramatisch sei die Situation an den Theatern in Mecklenburg-Vorpommern, wo außer in Schwerin keines der Theater mehr eine Tarifbindung habe. "In Lübeck konnte gerade noch verhindert werden, dass die Theater sich von der Tarifbindung befreien", sagte die stellvertretende Verdi-Landesleiterin Agnes Schreieder. Aber auch an den Hamburger Privattheatern habe es seit Jahren "keine echte Erhöhung der Zuschüsse mehr gegeben". Zum anderen verärgert es auch die Betriebsräte von Schauspielhaus, Thalia und Hamburgischer Staatsoper, dass "jede Tariferhöhung eine neue Zitterpartie" sei, wie Thalia-Betriebsrätin Bettina Vehrs erklärte. Wie ihre Kollegen beklagt auch sie besonders die Zunahme von befristeten Verträgen. Was früher fast ausschließlich Künstler betraf, treffe inzwischen vermehrt auch Angestellte des technischen Bereichs. "Man hängt vom Wohl und Wehe des Intendanten ab, wie im alten Rom."

Vor allem die Gleichbehandlung mit anderen städtischen Beschäftigten will man erreichen, auch wenn man die "Leistungen und Bemühungen von Kultursenatorin Kisseler bei einzelnen Theatern" durchaus anerkenne, wie Agnes Schreieder betonte.