Knabenstimmen und Geräusche aus der Handwerkerarbeit verleihen Gloria Brunis “Symphonie Nr. 1 Ringparabel“ besondere Klangfarben.

Laeiszhalle. Frauen haben in traditionellen Freimaurerlogen keine Stimme. Männer scheinen andererseits auch mal über ihren Schatten springen zu können. Deutschlands älteste Loge "Absalom zu den drei Nesseln" erteilte der Hamburger Komponistin Gloria Bruni den Auftrag, eine Sinfonie zur Jubiläumsfeier ihrer Gründung vor 275 Jahren zu schreiben. Ihre "Sinfonie Nr. 1 Ringparabel" wird beim Festakt am Sonntag in der Laeiszhalle uraufgeführt: Es singen die Solisten Deborah Humble und Christian Tschelebiew sowie die Chorknaben Uetersen. Unter der Leitung von Wilhelm Keitel musizieren die Hamburger Symphoniker.

Regeln zu brechen oder sich über sie hinwegzusetzen, das ist auch ein kompositorisches Prinzip Gloria Brunis. Was nicht bedeutet, sie würde Kompositionsgesetze nicht kennen. "Aber ich folge den Melodien, die ich im Kopf habe. Ich möchte die Emotionen, die ich habe, mit meiner Musik im Zuhörer wecken." Vielseitig und selbstbewusst, doch ihrem persönlichen Empfinden und Stil treu, balanciert Bruni zwischen den Genres, hält sich nicht an gängige Kategorien wie "E"- oder "U"-Musik. Sie komponierte das "Requiem da Roma", aber auch ein Musical nach Colleen McColloughs Welterfolg "The Thorn Birds" ("Die Dornenvögel") oder die Kinderoper "Pinocchio".

Ihre erste - und wohl auch letzte - Symphonie zu komponieren, wie Bruni lachend sagt, sei eine schwierige Aufgabe und reizvolle Herausforderung gewesen. "Anfangs war es wie die Arbeit an einem unbehauenen, rauen Stein", bezieht sie sich auf das Freimaurergebot, sich menschlich zu bilden und abzuschleifen wie einen Stein. Das brachte sie auf die Idee, Klänge und Geräusche der Schmiede, Steinmetze oder Stuckateure in die Partitur einzuarbeiten. Bruni ließ sich auch fachmännisch von fünf Meistern ihres Handwerks beraten, widmete ihnen auch den ersten Satz "Canto dei Mestieri" des zwölfteiligen Werks. Das Schlagwerk ist um einen von Christoph Grau entworfenen Tisch mit Hämmern, Hölzern, Säge, Steinen und Stuckeimer erweitert.

Bruni verwendet ebenso die für Freimaurer wesentliche Zahlensymbolik. "Die Zahl Drei bestimmt einen Walzer im ¾-Takt. Exakt 55 Takte lang ist der Satz '5 Sensi - 5 Dita' (5 Sinne - 5 Finger)." Natürlich auch ein Bezug zu den fünf Meistern. Die Komponistin verfasste auch das Libretto in italienischer Sprache nach dem Text der Ringparabel in Lessings Toleranzdrama "Nathan der Weise". Denn auch der Dichter ließ sich durch eine italienische Vorlage inspirieren, nämlich Giovanni Boccaccios "Ringparabel"-Erzählung aus "Il Decamerone". Dass in ihrer Symphonie gesungen wird, war für Gloria Bruni eine unumstößliche Regel: "Ich bin ausgebildete Sängerin, ich komme und denke von der Stimme her."

"Sinfonie Nr. 1 Ringparabel" So 30.9., 11.00, Laeiszhalle (U Gänsemarkt), Johannes-Brahms-Platz, Karten 15,- bis 42,- bei Konzertkasse Gerdes unter T. 45 58 02 und Tageskasse