Das Prototyp-Museum zeigt private Fotoaufnahmen von Barbara, der Witwe der Hollywood-Legende

Prototyp Museum. "Sind Sie sicher, dass Sie die richtige Brille aufhaben?", antwortet mir Barbara McQueen, 59, lachend auf die Frage, ob sie noch als Model arbeitet. Ich kann mir noch gut vorstellen, was Steve McQueen gedacht haben muss, als er ihr Abbild 1977 in einem Flugzeug-Bordprospekt sah. Die Hollywood-Ikone setzte sofort alle Hebel in Bewegung, um Barbara Minty, Topmodel aus Seattle, zu treffen. Er rief ihre Agentin an, log etwas von einer Filmrolle für Barbara inklusive extra Drehbuchänderung zusammen und verabredete ein gemeinsames Essen am 4. Juli 1977.

Am Mittwoch, kurz vor der Vernissage einer Foto-Ausstellung mit Bildern von Barbara McQueen im Hamburger Prototyp Museum in der HafenCity, kann sich die Esprit und Charme im Übermaß verströmende Witwe des 1980 verstorbenen Schauspielers immer noch gut an diesen Abend, ihren Schicksalstag, erinnern. "Ich erwartete eine Art Robert De Niro und traf einen Landstreicher mit zerzausten Haaren und Bart." Doch der 47-Jährige bekam alles, was er wollte, auch eine 24-Jährige, die nur zwei seiner Filme, den Trash-Horror "Blob, Schrecken ohne Namen" (1958) und "Flammendes Inferno" (1974) gesehen hatte. Am nächsten Tag nahm er sie mit in die Sauna und anschließend in seine Hotel-Suite, aus der er noch zwei wartende Blondinen verscheuchte. Die letzten Opfer des Womanizers, der vor Barbara zwei Ehefrauen und diverse Affären verschliss.

Die nächsten drei Jahre, seine letzten, gehörten nur noch Barbara, "oder wenn er andere hatte, dann muss er dabei sehr professionell gewesen sein", sagt sie und zwinkert geheimnisvoll.

Steve McQueen hatte zu jener Zeit genug vom Hollywood-Glamour und lebte in Malibu und Santa Paula vor sich hin, wie Barbaras Ausstellung "The Last Mile, King of uncool" in 35 Bildern zeigt. Es sind Privatfotos, die Steve McQueen auf den letzten Meilen seines Lebens zeigen: beim Autowaschen, beim Kälberfüttern oder beim Betanken eines seiner alten Doppeldecker.

Doch selbst in der uncoolsten Pose zeigt der Held zahlreicher bis heute unerreichter Action- und Charakterfilme wie "Bullitt", "Papillon" oder "Cincinnati Kid" mehr Präsenz und Ausstrahlung als seine heutigen Epigonen von Colin Farrell bis Ryan Gosling. Beispielhaft blickt Steve den Betrachter in einem Porträt an, zu dem Barbara hinführt. Ihr Lieblingsbild: Cowboyhut, Bart, stechend blaue Augen, Falten wie Weltkriegsgräben. Auf einem anderen Bild wirkt er, mit Lederjacke, Schal und Hallo-Wach-Kaffee an seinem Doppeldecker stehend, wie die US-Jagdflieger-Legende Eddie Rickenbacker.

Denn auch ein privater McQueen lebte schnell. "Rennfahren ist Leben, die Zeit zwischen den Rennen ist nur Warten", sagte McQueen im Rennfilm "Le Mans" (1971). "Ja, der Satz trifft ihn sehr gut", nickt Barbara. Steve sammelte Flugzeuge, Autos, Motorräder, Möbel, Spielzeug. Überholte er ein Auto, das ihm gefiel, oder sah er einen interessanten Geländewagen, dann hielt er an und kaufte den Besitzern ihr Fahrzeug einfach ab. Lange Zeit leben Barbara und Steve in einem Flugzeughangar, "mit dem Lenker eines Motorrads an der Niere und dem Flugzeugflügel direkt über dem Kopf", erinnert sich Barbara. Eine wilde, aber beschwerdefreie Zeit, bis ein unheilbarer Brustfell-Tumor erkannt wird. Steve stirbt am 7. November 1980, wenige Monate nach der Hochzeit mit Barbara.

Barbara McQueen brauchte lange Jahre, um seinen Tod zu verarbeiten. Seit 1980 hat sie sich keinen seiner Filme mehr angesehen, und erst 2006 holte sie 500 Fotos unter dem Bett hervor und veröffentlichte ihr Buch "Steve McQueen, The Last Mile". "Keiner schreibt Steve McQueen vor, was er zu tun hat", sagt seine große Liebe, "und deshalb ist er bis heute immer an meiner Seite, er ist überall."

Wie recht sie hat. Wenige Minuten nach dem Gespräch stehe ich, mit von Barbara signierter Rennfahrer-Replikjacke aus "Le Mans" vor dem Museum. An der Außenmauer hängt noch das riesige Plakat einer vergangenen Sonderausstellung: der Gulf-Porsche 917, dem Steve McQueen mit "Le Mans" ein filmisches Denkmal gesetzt hatte.

"Steve McQueen - The Last Mile" Fotos von Barbara McQueen, bis 30.12., Di-So 10.00-18.00, Prototyp Museum (Metrobus 3), Shanghaiallee 7, Eintritt 9,-; www.prototyp-hamburg.de

"Filmfest Hamburg: Steve McQueen Nacht" Fr 28.9., 19.00: "The Hunter", 21.45: "Papillon", Studio Kino (Metrobus 3), Bernstorffstraße 93