Lars Becker nimmt gerade Abschied. Lässt St. Pauli hinter sich, wo er mehr als drei Jahrzehnte gelebt und in den 80er-Jahren die Bar Centrale geführt hat, "das Wohnzimmer der Hamburger Bands", wie er es nennt.

Heute stehen Schauspieler wie Götz George Schlange, um bei Lars Becker mitzuspielen - vielleicht weil sie wissen, dass der 58 Jahre alte Regisseur Filme dreht, die für das deutsche Fernsehen oft ein paar Schuhnummern zu groß sind; weil er sich nicht um Genregrenzen schert und dem Zuschauer komplexe Figuren zumutet. Lars Becker, dessen neues Werk "Schief gewickelt" heute im ZDF zu sehen ist, beherrscht Polizeikrimi, Heimatkomödie und Terroristenthriller, erzählt seine Geschichten mal mit spielerischer Komik, mal mit finsterem Ernst.

Ähnlich facettenreich ist das Privatleben des Regisseurs, der sich mit seiner Frau, einer Kostümbildnerin, und den vier Kindern in Ottensen in diesen Tagen ein neues Zuhause aufbaut. Becker ist Workaholic und Kaffeekenner, Vielleser und Gernegucker (von "The Wire" bis zum französischen Autorenkino), er hat ein Jahr in Neapel gelebt und kann, wenn er mal ins Plaudern kommt, so anschaulich von Hamburg erzählen, dass man sich nicht wundert, dass seine Werke das Gegenteil sind von abgefilmten Postkartengrüßen. St. Pauli werde ihm sehr fehlen, sagt Lars Becker, der natürlich hierher zurückkommen wird, in seinen Filmen.