Das Filmfest Hamburg feiert 20. Geburtstag - mit 149 Filmen in sieben Kinos

"Batman", "Twilight", "Keinohrhasen", "Resident Evil": Filme wie diese dominieren Jahr für Jahr die Kinocharts und spielen bisweilen Hunderte von Millionen ein, weil sie den Massengeschmack treffen. Es gibt Festivals, die sich freuen, solche Filme im Programm zu haben, weil sie den Glamour wollen und das Schaulaufen der großen Stars auf dem roten Teppich manchmal wichtiger ist als der Film selbst.

Aber es gibt auch Festivals, bei denen es um die Filme geht. Und zwar ausschließlich. Ein solches Festival ist das Filmfest Hamburg, das in diesem Jahr seinen 20. Geburtstag feiert. Mit 149 Spielfilmen und Dokumentationen aus insgesamt 45 Ländern. Hollywood spielt da höchstens eine Nebenrolle, gezeigt wird vor allem, was sonst nicht zu sehen wäre, was größtenteils überhaupt keinen deutschen Verleih hat und aller Wahrscheinlichkeit nach nur ein einziges Mal in Hamburg läuft - in der Zeit vom 27. September bis zum 6. Oktober. Etwa der Eröffnungsfilm "Valley Of Saints" aus Kaschmir. Eine Meditation über Liebe und Heimatgefühle, über Tradition und Moderne, die in ein Land entführt, das den meisten Hamburgern völlig unbekannt sein dürfte. Ähnliches gilt für Produktionen aus Malaysia und Marokko, aus Estland und Kamerun. Allesamt Exoten, dazu angetan, den Blick zu weiten und die ungeheure Vielfalt des Weltkinos zu erleben.

Dabei steht das Filmfest Hamburg nicht für Beliebigkeit, sondern setzt klare Schwerpunkte. Etwa mit einer Filmreihe zu Thema "Glaube", die religiösen Fanatismus ebenso thematisiert wie tiefe Verwurzlung in spirituellen Traditionen und zu vielen Diskussionen mit anreisenden Regisseuren und Produzenten einlädt.

In diesem Jahr besonders im Fokus: die kanadische Provinz Québec, der die "Deluxe"-Sektion gewidmet ist. Hier gibt es nur einen aktuellen Film zu sehen (Denis Côtes "Bestiaire", in dem wilde Tiere die Hautrollen spielen), stattdessen viele Archivperlen aus den Jahren 1967 bis 2006, die die Vielfalt des "cinema québécois" abbilden. Ein weiterer Schwerpunkt ist das asiatische Kino, das einen Glanzpunkt mit "Pieta" setzt, dem bereits bei den Festspielen von Venedig umjubelten Film von Kim Ki-duk, der in Hamburg mit dem Douglas-Sirk-Preis geehrt wird. Wie üblich lassen sich neue Entwicklungen im spanisch- und portugiesischsprachigen Kino begutachten (Sektion "Vitrina"), wird dem französischsprachigen Film besonderer Platz eingeräumt ("Voilà") und kommen die Publikumshits aus anderen europäischen Ländern nach Hamburg ("Eurovisuell"). Dazu aktuelle TV-Produktionen ("16:9"), Filme zum Thema Umwelt ("Drei Farben Grün") und ein Special zu Bewegung und Musik ("Tanz!"): Fertig ist ein Programm, bei dem sich nie die Frage stellt, ob ins Kino gegangen werden soll, sondern nur in welchen Film an welchem Abend.

Dieses Problem, die Qual der Wahl also, haben kleinere Filmfreunde nicht, denn beim parallel stattfindenden Kinder- und Jugend-Filmfest "Michel" im Abaton laufen die Filme nie zur gleichen Zeit, sondern schön hintereinander. Seit zehn Jahren gibt es den "Michel", auch die aktuelle Auflage bietet wieder viel Sehenswertes, darunter eine Doppelfolge der beliebten TV-Serie "Die Pfefferkörner" (30.9., 11 Uhr), Hermine Huntgeburths "Die Abenteuer des Huck Finn" (3.10., 15 Uhr) oder das Animationsabenteuer "Niko 2 - Kleines Rentier, großer Held" (29.9. und 2.10., jeweils 11 Uhr). Noch spannender: Exoten wie der iranische Film "Der Wettbewerb" (2.10., 15 Uhr) über drei Kinder und ihre Zukunftswünsche oder der niederländische Beitrag "Bitte bleib!" (29.9., 15 Uhr und 4.10., 11 Uhr) über die Freundschaft zwischen der kleinen Lieke und dem aus dem Iran stammenden Milad, dem Abschiebung droht.

Kassenknüller werden all diese Filme wohl nie, sehenswert sind sie jedoch umso mehr.

Filmfest Hamburg Do 27.9.-Sa 6.10., Cinemaxx, Metropolis, B-Movie, Passage, 3001, Studio-Kino, Abaton, Karten und Infos: www.filmfesthamburg.de

Michel Filmfest Fr 28.9-Sa 6.10., Abaton; www.michel-kinderfilmfest.de