Die Engländerin Lucy Rose zog es vom Land in die große Stadt - und wieder zurück. Eine Pop-Sängerin, die ohne Starattitüden auskommt.

Als Lucy Rose das beschauliche Warwickshire verlässt und nur mit ihrer Akustikgitarre bewaffnet im Zug nach London sitzt, verspricht sie sich ein neues, großes Leben, das sich ganz der Musik widmet. Wir stellen uns vor, wie sie ihr Elternhaus und die Einöde, das beschauliche Dasein in den westlichen Midlands Großbritanniens hinter sich lässt und auf die Verheißungen dieses pulsierenden Knotenpunkts London zustrebt, den blonden Pony an die Scheibe gedrückt, ihr aufgeregter Atem lässt die Scheibe beschlagen.

Einmal in der Metropole angekommen, spielt die knapp 20-jährige Lucy Rose vor jedem verfügbarem Mikrofon, bei jeder Open-Stage, jedem Talentabend, überall. Und sie macht sich Freunde. Man kennt sie vor allem als die Stimme, die der ziemlich angesagten Indie-Band Bombay Bicycle Club in manchen Songs eine ganz besondere Note verleiht.

Doch so aufregend die Zeit in London auch ist, für die Aufnahme ihres Debüt-Albums "Like I Used To", zieht es die heute 23-Jährige zurück nach Warwickshire, dem County, in dem auch William Shakespeare und Mary Anne Evans (bekannt unter dem literarischen Pseudonym George Eliot) geboren wurden. In dem Keller, in dem Lucy Rose sich selbst das Gitarrespielen beibrachte, werden diese Lieder aufgenommen, deren sensible Stimmung die Platte durchzieht. Die Stücke beschränken sich nicht auf den üblichen "Mädchen mit toller Stimme singt melancholisch zur Akustikgitarre"-Modus, die BBC beschreibt den Sound der Engländerin in ihrer lobenden Kritik manchmal gar als "Enya trifft auf Mitt-90er Sting Songs" und meint das keineswegs negativ. "Like I Used To" klingt nämlich durchaus reifer, als man es von einer so jungen Pop-Sängerin erwartet.

In "Shiver" singt sie über eine verflossene Liebe, "Don't You Worry" ist so schön, dass das Lied in jede kitschige amerikanische TV-Serie passt, die zu Tränen rühren soll. Dennoch wandert Rose mit spürbarer Leichtigkeit durch ihre Platte, so wie ein Kind auf dem Fahrrad durch die schwüle Luft des Sommers fährt. Oder, wie es der "Daily Star" formuliert: "Lucy Roses Musik ist so schön simpel, dass Adele neben ihr ganz bemüht aussieht."

Lucy Rose Mo 1.10., 20.00, Prinzenbar (U St. Pauli), Kastanienallee 20, Karten zu 13,- im Vorverkauf, Internet: www.lucyrosemusic.com