Die Sängerin schmückte einst Nouvelle Vague. Solo klingt sie schön rau - eine Mischung aus französischer Eleganz und texanischer Wildnis.

Unsere französischen Nachbarn haben viele Exportschlager. Wein und Käse lassen wir mal außen vor. Chansons und Neochansons von Charles Aznavour, Françoise Hardy bis zu ZAZ zählen auf jeden Fall dazu. Die größten Erfolge fuhr in den vergangenen Jahren allerdings eine Band namens Nouvelle Vague ein.

Benannt nach dem avantgardistischen Kino der 1960er-Jahre trimmte sie über mehrere Alben gut abgehangenen angloamerikanischen Punk und Wave à la "Love Will Tear Us Apart" auf elegant wippenden Beach-Reggae und schmusigen Bossa Nova. Ihre Live-Shows gerieten einigermaßen spektakulär dank einer Riege blendend aussehender Sängerinnen mit gekonnt brüchigen Stimmen. Eine davon hieß Phoebe Killdeer.

Die gebürtige Australierin mit französischem Pass, die in Paris, Spanien und London aufwuchs und heute in Berlin lebt, verließ das Kollektiv nach drei Jahren und nach eigenen Angaben über 350 Auftritten. Nur die dekorative Performerin zu geben genügte ihr nicht mehr. Als Solokünstlerin mit einem Bassisten, einem Drummer und einem Gitarristen widerlegt sie seither eindrucksvoll das Gerücht, Franzosen würden keinen Rock spielen können. Phoebe Killdeer und ihre Band The Short Straws können schon. Zu hören, sehen und bestaunen bei ihrem Auftritt am 28. September im Molotow.

Dem ersten Album "Weather's Coming" hört man die Produktion durch Nouvelle-Vague-Mastermind Marc Collin in Songs wie "Paranoia" noch deutlich an. Entschiedener, rüder, auch mal dreckiger kommen die Songs auf "Innerquake" daher. Der Titeltrack ist ein wunderbarer Mix aus David Lynch abgeschautem Psycho-Blues-Gesang und einem Hauch Detroit-Punk, der das verwegene Duo The Kills zitiert. Aus "Scholar" dröhnen wundervolle Rockabilly-Gitarren. In "The Fade Out Line" dominieren schöne dunkle Jazz-Arrangements, wie man sie von einer US-Sängerin namens Carmen McRae kennt. Hörbar hat hier Whites-Stripes-Produzent Liam Watson Hand angelegt.

In "Epic" legt Killdeer eine Expressivität in ihre Stimme, die in ihrer Dringlichkeit verblüffend Janis Joplin gleicht. Das schwüle "Believer" erinnert an die schönsten Moritaten und Trinklieder aus der Feder von Nick Cave. Ihre historischen Vorbilder sind leicht zu identifizieren. Sie sind bei Patti Smith genauso zu finden wie bei Tom Waits.

Der ist seit Kindertagen ihr Lieblingsmusiker. Als weitere Inspirationsquelle nennt sie den Filmklassiker "Paris - Texas" von Wim Wenders. Und irgendwie klingt ihre Musik genauso. Wie eine Schnittmenge zwischen französischer Eleganz und texanischer Wildnis. Très chic.

Phoebe Killdeer & The Short Straws Fr 28.9., 20.00, Molotow (U St. Pauli), Spielbudenplatz 5, Karten zu 19,95 im Vvk.; www.myspace.com/phoebekilldeer