Mit dem “Bassoforte“ kann man lauter spielen als bisher. Für Fagottisten ist das eine gute Nachricht

Das Fagott ist der Koriander unter den Orchesterinstrumenten. Entweder hasst man diese Holzbündel aus Ahorn oder Palisander, oder man liebt sie. Letzteres ist, da gibt es kein Schönreden, eher selten.

Als Instrument zum Mädchenklarmachen ist das Fagott für hormongeflutete Teenager total ungeeignet ("Soll ich dir mal meine Doppelrohrblattsammlung zeigen?"), handlich ist es auch nicht. Besonders tragisch aber - zumindest aus Sicht der Fagottisten - ist der Umstand, dass es nicht besonders laut ist. Es ist hinten rechts im Orchester optische Sättigungsbeilage, weil zwischen dem leisesten und dem lautesten Ton knapp zwei Dutzend Dezibel Unterschied sind. Trompeter, Posaunisten und Tubisten, die ganz anders hinlangen, können so wenig Spielraum nur müde belächeln.

Alle Hoffnungen der Freunde des Fagotts ruhen nun auf einem oberfränkischen Instrumentenbauer und der Abteilung für Luft- und Raumfahrttechnik der TU Dresden. Die Tüftler haben gemeinsam das Fagott 2.0 entwickelt. Von nun an wird alles gut und lauter für jene Holzbläser, über die anno 1882 in der "Neuen Musikerzeitung" zu lesen war, sie seien "im Grunde gutmütig, äußerlich scheinbar lichtscheu und eingezogen, aber originell und wunderlich". Wäre ihr schönes neues Turbo-Spielzeug, das "Bassoforte" (Nomen est omen), ein Auto, hätte es jetzt etliche PS mehr unter der Haube.

Es ist etwas länger, etwas dicker, hat neue Klappen und klingt mit so viel Power wahrscheinlich wie früher die aufgebohrten Auspufftöpfe an den Mopeds der bösen Nachbarjungs. Trotz der Raumfahrttechniker: Zum Mars fliegen und dort Filme drehen kann das "Bassoforte" - noch - nicht. Aber, und das dürfte viel wichtiger sein, es wird Glanz in das Leben einer sträflich unterschätzten Musikergruppe bringen.

Alle Fagottisten werden aufblühen, strotzend vor Selbstbewusstsein, sie werden sich ins Rampenlicht drängen. Geigen-Wunderkinder, die David Garrett werden wollen, wenn sie groß sind, können sich schon mal warm anziehen.