Calexico probiert am 25. September erstmals die Große Freiheit 36 aus

Die Wüste haben sie hinter sich gelassen. Zumindest eine Platte lang. Für die Aufnahmen von "Algiers" verließ Calexico die Heimat in Tucson/Arizona und brach nach New Orleans auf. "Unser Produzent und Soundingenieur Craig Schumacher hat uns gedrängt, dort mal aufzunehmen. Es war eine fantastische Erfahrung, weil man die Geschichte der Stadt mit all ihrer Vitalität, aber auch ihren Katastrophen spürt, und weil es nur wenige Städte gibt, in denen Musik so gelebt wird wie in New Orleans", sagt John Convertino, Schlagzeuger der Band. Für seinen Kollegen Joey Burns hatte die Stadt am Mississippi-Delta einen weiteren positiven Nebeneffekt: "Ich konnte mal wieder ein paar Nächte durchschlafen." Burns und seine Frau sind vor ein paar Monaten Eltern von Zwillingen geworden.

Vier Jahre sind seit "Carried To Dust", dem letzten Studioalbum von Calexico, vergangen. In der Zwischenzeit hat sich bei den beiden Bandleadern privat eine Menge getan, Burns hat eine Familie gegründet, Convertino ist nach Ohio gezogen, weil seine Frau an der Kent-State-Universität eine Professur angenommen hat. Musikalisch haben die beiden unter anderem die Soundtracks für den Krimi "The Coast Guard" und die Doku "Circo" komponiert. Erst Anfang dieses Jahres war die Zeit für neue Songs und Konzert-Tourneen gekommen.

Die Aufnahmen in Algiers, einem Stadtteil von New Orleans, unterscheiden sich von dem knochentrockenen Sound vieler Sessions in Tucson. "Das Studio ist in einem alten Haus, der Fußboden war aus Holz, dadurch ergab sich ein fetterer Sound", erklärt Convertino. Der Drummer benutzte diesmal öfter Schlagzeugstöcke statt Besen, was der Band einen rockigeren Klang gibt. Auch auf die typischen mexikanischen Mariachi-Trompeten wurde weitgehend verzichtet.

In den Texten jedoch ist Joey Burns sich treu geblieben. Auf der einen Seite stehen Liebeslieder wie "Maybe On Monday" mit dem Bild des Liebesbriefes, der aus dem offenen Fenster wegflattert und das Ende einer Beziehung symbolisiert. Auf der anderen denkt der Sänger und Gitarrist wieder darüber nach, was Heimat und Flucht bedeuten. Das Elend der mexikanischen Flüchtlinge, die versuchen, den Grenzzaun zu den USA zu überwinden, ist in einer Grenzstadt wie Tucson immerwährendes Thema. Viele dieser illegalen Einwanderer verdursten in der Wüste, weil dieser Wall unüberwindlich ist. "Mit dem Geld, das in die Grenzanlagen gesteckt wird, könnte man viel Elend auf beiden Seiten der Grenze verhindern", sagt der Musiker. "Better And Better" und "Puerto" sind neue Songs, die sich poetisch mit diesem Problem beschäftigen. Zum ersten Mal wird Calexico übrigens in der Großen Freiheit spielen. "Wir lieben die Fabrik, aber dieses Mal wollten wir in einen anderen Klub", sagt Burns.

Calexico Di 25.9., 20.00, Große Freiheit 36 (S Reeperbahn), Restkarten 35,90 im Vorverkauf; www.casadecalexico.com