Im Zeichen seines Tanzidols Vaslav Nijinsky startet John Neumeier mit einem zweiteiligen „Nijinsky-Epilog” in seine 40. Spielzeit.

Hamburg. War denn etwas anderes zu erwarten? John Neumeier startet im Zeichen seines Tanzidols Nijinsky in seine 40. Spielzeit. Im zweiteiligen Abend "Nijinsky-Epilog" kombiniert er zwei Meilensteine im Leben des Startänzers und Choreografen der Ballets Russes. Nijinsky feierte 1909 beim ersten Pariser Auftritt in Michail Fokines Ballett "Le Pavillon d'Armide" einen Sensationserfolg. Zum Skandal wurde dann seine bahnbrechende, 1913 uraufgeführte Choreografie zu Strawinskys "Le Sacre du Printemps".

Neumeier hat beide Ballette für sich neu erfunden. Im "Pavillon" setzt er gleichsam sein "Nijinsky"-Ballett fort, erzählt nicht ohne Längen, doch gegen Schluss bewegend und fesselnd das Drama des nervenkranken Tänzers, der Abschied nimmt von seiner Kunst, von der Liebe und vom Leben. Otto Bubenicek durchlebt mit allen Fasern seines Körpers und der Seele die Passion eines Künstlers in der Erinnerungen an seine Rollen und Triumphe. In Thiago Bordin, Alexandre Riabko und Ivan Urban hat er glänzende Gegenspieler und bravouröse Partner.

Ovationen gab es auch für Patricia Tichy und ihre Interpretation des "Opfer"-Solos als Höhepunkt und Schluss in Neumeiers "Le Sacre"-Choreografie von 1975. Der Evergreen war nun in der 119. Vorstellung mit den Solisten Anna Laudere, Edvin Revazov und Kiran West zu erleben, fasziniert nach wie vor in der Führung der Gruppen, ihrem Auflösen und Zusammenballen. Reduziert auf Körper, Kraft und Linie bildet "Le Sacre" einen reizvollen Kontrast zum ebenfalls virtuosen Bilder-Balletttheater des "Pavillon".

"Nijinsky-Epilog" 19., 20. u. 23.9., jeweils 19.30, Staatsoper, Karten unter T. 35 68 68