Das Harbour-Front-Festival bietet heute Humor, Krimi, Belletristik und Biografie

Imperial-Theater. Eckart von Hirschhausen, der Humorist, liest heute Abend im Hamburg Cruise Center in Altona vor ausverkauftem Haus. Er stellt sein neues Buch "Wohin geht die Liebe, wenn sie durch den Bauch ist" vor: Die Hamburger kommen in den Genuss einer Premiere. Das ist gut und schön; wer sich im reichhaltigen Programm des Harbour Front Literaturfestivals für Hirschhausen entschieden hat, verpasst allerdings Rolf Eden, der um 20 Uhr im Imperial-Theater liest.

Genau, der Rolf Eden: Deutschlands letzter Playboy, der der immer noch coolste Typ in ganz Charlottenburg ist (wo er freilich nicht mit der internationalen Vereinigung der Hipster konkurriert: Die operiert in Berlin-Mitte, Kreuzberg und Neukölln). Eden hat, pardon, sicherlich (noch) mehr zu bieten als der Arzt und Buchautor Hirschhausen, wenn es um die eigene Lebensgeschichte geht. Eden gilt als Begründer des westdeutschen Nachtlebens - er hat immer gefeiert, als gäbe es den Morgen danach nicht, und das ist eine große Kunst. Jetzt erscheint sein biografisches Buch "Immer nur Glück gehabt: Wie ich Deutschlands bekanntester Playboy wurde". Rolf Eden, Jahrgang 1930, ist eine ganz und gar wundersame Person, die schlechte Nachrichten immer ausblenden konnte.

Er ist der Sohn jüdischer Deutscher aus Berlin-Tempelhof; vielleicht musste jemand mit dieser Herkunft gewisse Gefühlsareale schließen. Wenn Eden aus seinem Leben erzählt, liest und lauscht man jedenfalls wie gebannt.

Das Glück könnte einem auch beim Besuch der "Cap San Diego" widerfahren: Dort liest Jenny Erpenbeck aus ihrem neuen Roman "Aller Tage Abend", der die Bedingtheiten und Zufälle eines Lebens untersucht. Der englische "Guardian" schrieb einst über die Berlinerin, sie sei "eine der aufregendsten Autorinnen unserer Zeit" - das ist doch mal eine Eloge. Mit "Aller Tage Abend" stand Erpenbeck auf der Longlist des Deutschen Buchpreises. In der St.-Pauli-Kirche liest der preisgekrönte Schriftsteller Bernhard Jaumann aus seinem neuen, in Afrika spielenden Kriminalroman "Steinland".

Rolf Eden heute 20.00, Imperial-Theater (U St. Pauli), Reeperbahn 5, Eintritt 14,-

Jenny Erpenbeck heute 21.00, "Cap San Diego" (U Baumwall), Überseebrücke, 12,-

Bernhard Jaumann heute 20.00, St.-Pauli-Kirche (S Reeperbahn), Pinnasberg 80, 12,- Kartentelefon: 30 30 98 98