Das Ohnsorg-Theater eröffnet am Sonntag die neue Studiobühne mit der Premiere des Kinderstücks “Lütt Aant - Ente, Tod und Tulpe“.

Ohnsorg. Im neuen Haus am Hauptbahnhof kann Intendant Christian Seeler endlich einen lang gehegten Traum verwirklichen: plattdeutsches Theater regelmäßig auch für ein junges, neues Publikum anzubieten. Diesen Sonntag eröffnet er die Studiobühne mit der Premiere der zweisprachigen Fassung "Lütt Aant" nach Wolf Erlbruchs beliebtem Bilderbuch "Ente, Tod und Tulpe".

Rhetorisch fragt Seeler mit einem glücklich zufriedenen Lächeln: "Wie will man denn Plattdeutsch an die nächsten Generationen weitergeben, wenn man nichts für Kinder anbietet?" Im Theater an den Großen Bleichen fehlte ihm die Möglichkeit für ein zweites Programm durch die hohe Spielfrequenz. "Wir wollten aber immer auch ein Experimentierfeld haben, um die Zwänge des Abonnements zu sprengen." Nun steht das "Labor" im ersten Stock des Bieberhauses zur Verfügung, um kleine Stücke für Kinder und Erwachsene zu spielen, aber auch Texte, junge Schauspieler und Regisseure im Probelauf zu testen. Die Hamburger Sparkasse förderte mit 125 000 Euro die Einrichtung des flexibel zu nutzenden Studios mit 70 Plätzen. "Den Betrieb müssen wir aber aus eigener Kraft und ohne zusätzliche Subvention schaffen", betont Seeler. Er holte sich mit der Dramaturgin Cornelia Ehlers vom Oldenburgischen Staatstheater jedoch Verstärkung. "Sie hat Erfahrung mit Kinder- und Jugendtheater auf Platt, gestaltetet das Studio-Programm, knüpft Kontakte zu Lehrern und Schulen und betreut theaterpädagogische Projekte und den Ohnsorg-Jugendclub zum Selberspielen."

Gerade weil Jugendliche durch die Medien weltweit vernetzt seien, auch andere Kulturen kennenlernten, beobachtete Ehlers bei ihnen ein Bedürfnis, verwurzelt zu sein und eine regionale Identität zu entwickeln. "Auch die Jungen mit Migrationshintergrund reagieren sehr offen und neugierig, gerade weil sie es gewohnt sind, mehrere Sprachen zu sprechen." Die in Hamburg ausgebildete Musiklehrerin leitete drei Jahre lang am Staatstheater Oldenburg das niederdeutsche Jugendtheater. 1982 in Itzehoe geboren, spricht sie seit ihrer Kindheit Platt, schrieb Gedichte und Kurzgeschichten, übertrug und bearbeitete mehrere Stücke. Für ihre Fassung "Lütt Aant" in Andrea Udls Regie benötigen Kinder (ab fünf Jahren) keinerlei Vorkenntnisse. "Sie ist zweisprachig angelegt ", erklärt Ehlers ihre Fassung des Stücks zum Thema Tod. "Die Ente spricht Platt und lehrt dem Hochdeutsch sprechenden Tod die Sprache und Dinge über das Leben. So werden sie Freunde, lernen auch voneinander. Es muss schon Sinn machen, das Platt zu verwenden und damit zu spielen."

Als nächste Premiere plant Ehlers für Erwachsene "Indien" (Premiere: 13. März 2013). "Wir bringen die plattdeutsche Erstaufführung des Erfolgstückes der österreichischen Kabarettisten Josef Hader und Alfred Dorfer." Auch Dietmar Bittrichs "De Chorproov" steht auf ihrem Spielplan. "Ein großer Spaß für das Publikum mit gemeinsamem Kanonsingen", verrät sie und arbeitet auch im Austausch mit ihrem früheren Theater zusammen, lädt aus Oldenburg den Insektenkrimi "Die Wanze" ein. "Ein klassisches Erzähltheater, bei dem der Schauspieler in verschiedene Figuren schlüpft, zum Beispiel in eine zuckersüchtige Stubenfliege."

Mit den Teilnehmern des Jugendclubs erarbeitet Cornelia Ehlers demnächst ein Stück und probiert mit ihnen den "Opstand!". Sie schlägt ungewohnte Töne an und bringt mit ihrem Studio-Programm sicherlich neues Publikum und einen frischen Wind ins Ohnsorg.

"Lütt Aant - Ente, Tod und Tulpe" 16.9., 17.30, Ohnsorg, Premiere ausverkauft, bis 28.9., Karten zu 11,- , für Schulen 6,50 unter T. 35 08 03 21