Das Filmfest Hamburg startet am 27. September. Schon vorher wird Hamburgs Zentrum zur Leinwand

Hamburg. Bereits der Eröffnungsfilm ist ein Statement: Wenn am 27. September das 20. Filmfest Hamburg beginnt, dann nicht mit einem Hollywood-Blockbuster oder einem französischen Feel-good-Movie, sondern mit dem Öko-Liebesdrama "Valley Of Saints" aus Kaschmir. Ein langsamer, leiser Film, dessen Regisseur Musa Syeed sein Werk noch nie auf einer großen Leinwand gesehen hat, weil es in Kaschmir gar kein Kino gibt. "Wir wollen möglichst viele Filme zeigen, die bei uns sonst nie zu erleben sein würden", erklärte Festivalleiter Albert Wiederspiel bei der Programm-Pressekonferenz. "Das Filmfest möchte vor allem Debütanten fördern und Unbekanntes zeigen, statt nur Bekanntes zu wiederholen." Diesem Anspruch wird das Programm des Jubiläumsjahres sicher gerecht, schließlich haben bislang lediglich 32 der insgesamt 149 Filme einen deutschen Verleih, zudem sind Exoten wie Afghanistan, Kamerun, Nepal und Malaysia stark vertreten.

Neben den üblichen Schwerpunkten "Drei Farben Grün" (Umweltthematik), "Vitrina" (spanisch- und portugiesischsprachiges Kino) oder "Eurovisuell" (europäische Kinohits) sind auch einige neue Reihen im Programm, etwa "Asia Express", die mit "Pieta", dem neuen Film von Venedig-Gewinner Kim Ki-duk, glänzt, der am 4. Oktober in Hamburg den Douglas-Sirk-Preis entgegennimmt.

Mit Blick auf den evangelischen Kirchentag, der 2013 in Hamburg stattfindet, macht die Reihe mit Filmen zum Thema "Glaube" besonderen Sinn. Gezeigt werden Produktionen, die sich vielfach mit Glaubenskrisen und religiösem Fanatismus beschäftigen, aber auch Filme, die den Wert gelebter Spiritualität dokumentieren. Weitere Perlen verbergen sich im Programmheft, etwa der neue Film von Susan Seidelmann ("Susan, verzweifelt gesucht"), von der viele Jahre nichts mehr zu hören war, oder Sarah Polleys bittersüße Komödie "Take This Waltz" mit Michelle Williams in der Hauptrolle.

Wie üblich nimmt beim Filmfest die Sektion mit Fernsehfilmen großen Raum ein, die neben den gewohnten "Tatort"-, "Polizeiruf"- und "Nachtschicht"-Previews mit Kammerspielen und Komödien aufwartet. Sie sind nach Einschätzung der Festivalleitung angetan, das eher schlechte Image deutscher TV-Produktionen ordentlich aufzupolieren.

Nicht nur das große Festival, auch der Michel, das Kinder- und Jugendfilmfest, feiert Geburtstag. Und zwar den zehnten. Im Jubiläumsjahr gibt es vom 28. September bis 6. Oktober u. a. sieben Wettbewerbsfilme zu sehen, darunter Hermine Huntgeburths "Die Abenteuer des Huck Finn" und den hoch gelobten niederländischen Beitrag "Kauwboy" über die Freundschaft zwischen einem Jungen und einer Dohle.

Hamburger Filmfans werden übrigens schon ab dem 20. September bedient - und das sogar kostenlos. Bei freiem Eintritt sind auf einer riesigen, auf der Binnenalster errichteten Leinwand als Filmfest-Vorgeschmack jeweils von 20.30 Uhr an die Klassiker "Große Freiheit Nr. 7" (20.9.), "Schtonk!" (21.9.), "Absolute Giganten" (22.9.) und "Soul Kitchen" (23.9.) zu genießen. Der Eintritt ist frei, die Zuschauer sitzen auf den Stufen des Jungfernstiegs. Und bringen sich hier vielleicht schon in Stimmung für eine Reise in exotischere Kino-Gefilde, die ein paar Tage später beginnt.

Filmfest Hamburg 27.9. bis 6.10. im Cinemaxx, Metropolis, B-Movie, Passage, 3001, Studio-Kino, Abaton; www.filmfesthamburg.de , Michel Filmfest 28.9. bis 6.10. im Cinemaxx